Für so manchen dürften die Bocholter Stahlkocher WIZARD noch unter dem Banner "deutsche Manowar" firmieren, davon distanziert man sich musikalisch auf dem neunten Album "… Of Wariwulfs And Bluotvarwes" aber teilweise recht deutlich. Stattdessen regiert typisch teutonischer, melodischer Power Metal, was ausdrücklich als Qualitätssiegel zu verstehen sein soll.
Zwar erinneren sowohl der flotte, eröffnende Titeltrack sowie das abschließende "Hagen von Stein" durchaus an Joey DeMaios Bande, dazwischen jedoch zieht der Vergleich über weite Strecken nicht mehr. Das etwas seltsam betitelte Album basiert übrigens auf der Trilogie um eben diesen Hagen von Stein, die aus der Feder des Wuppertaler Autors Andre Wiesler stammt, der in die Ausarbeitung der Texte des Albums involviert war. Hier mag man noch eine weitere Parallele zu Manowar sehen, die ja bekanntlich eine Kooperation mit dem Schriftsteller Wolfgang Hohlbein eingangen sind. Aber genug davon, denn musikalisch überzeugen WIZARD auf dem Album auf ganzer Linie.
Die elf Songs glänzen durchweg mit zackigem Riffing, griffigen Hooklines, hochmelodischen Leads und Soli und Refrains, die wirklich sofort zünden. Sven D'Anna liefert dazu eine hervorragende Gesangsleistung ab, die zum kraftvollen, aber stets melodischen Sound wie der Arsch auf den Eimer passt, zudem wurde "… Of Wariwulfs And Bluotvarwes" von Achim Köhler mit einem knackigen Sound versehen. Lediglich die sparsam eingesetzten Keyboards wirken etwas billig, trüben den starken Gesamteindruck aber nicht im geringsten. Angenehm auch das niedrige Level an Pathos und Heldenkitsch, stattdessen herrscht eine tendenziell düstere Atmosphäre vor. In Sachen Songwriting – und das ist wirklich überraschend – erreichen WIZARD beinahe das Niveau eines Tobias Sammet, was sich nicht nur im dialogartigen Gesang im Schlusstrack, sondern auch an spitzenmäßigen Songs wie dem treibenden "Undead Insanity" mit seinem tollen Refrain oder dem ruhigeren, spannend arrangierten "Fair Maiden Mine" äußert.
FAZIT: Neben der spielerischen Makellosigkeit weisen fast alle Songs durchgehend ein hohes Maß an Abwechslungsreichtum, Eingängigkeit und edelmetallischer Qualität auf, so dass man nicht herum kommt, für dieses schwer gelungene Album zwölf Punkte zu zücken. Was man durchaus als dicke Überraschung werten kann.
Punkte: 12/15Erschienen auf www.musikreviews.de am 21.04.2011
Volker Leson
Sven D'Anna
Dano Boland, Michael Maass
Sören van Heek
Massacre Records
47:22
25.03.2011