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Woburn House: Sleep Summer Storm

Stil: Post-Metal-Irgendwas

Cover: Woburn House: Sleep Summer Storm

WOBURN HOUSE sind seit Anbeginn des großen Zeitgeisterns neben ISLAND ein von den Protagonisten immer wieder gern besuchtes musikalisches Umfeld. Toyka und Kolf widmen sich hier sachten und einstweilen post-rockigen Klängen, die mitnichten so substanzlos und klisscheehaft ausfallen wie bei vielen Genre-Hardlinern.

Allein Kolfs klagend knarrende Stimme gebietet diesbezüglich von vornherein Einhalt. Das eröffnende "Willow" wirkt zunächst ruhig und nicht einmal verheißungsvoll, doch schraubt sich der Sänger erst einmal vor dem Mikrofon hoch, ist Gänsehaut angesagt. Ansonsten dominieren unverzerrte Gitarren vor synthetische bassigem Teppich und sachtes Schlagzeugspiel die kompakte wie stringente Komposition.

Für "Shifter" kommt der charakteristische Leiergesang wieder zum Tragen. Neben der kummervollen Melodie kommt es dem Track zugute, dass sich WOBURN HOUSE zeitlich Grenzen auferlegen, wo sie zu Beginn ihrer künstlerischen Laufbahn bisweilen sehr lange Lieder geschrieben haben. Man ist geneigt, "Shifter" gar auf seinen Refrain herunterzubrechen, was der kreativen Gitarrenarbeit indes nicht gerecht würde. Nochmal: Kolf wird als Sänger immer besser.

Das abgesehen vom Gesang fast poppige "Rain Keeps Falling Down" setzt in Sachen Überschaubarkeit noch einen drauf und wäre in einer gerechten Welt eine Radiosingle. "Clash" erinnert an skandinavischen Post-Metal (FRANTIC BLEEP, späte MANES), lässt sich aber nicht auf eine dynamische Richtung festnageln. Im Titelsong und gleichzeitig längsten Stück verbleiben WOBURN HOUSE wiederum gänzlich leise, obschon nicht minder intensiv, wofür einmal mehr die Vocals verantwortlich gemacht werden müssen. Die Akustikgitarre berührt das Herz obendrein - Text mitlesen und schwelgen …

"Behind You" schreit danach, mit feuchten Händen zuzuhören, so große Spannung erzeugt das Duo mit wenigen Mitteln, nicht zuletzt dank der wie immer nebulösen und dennoch irgendwie konkreten Lyrics. "A Simple Man" mischt vor dem Outro "Hood" leicht andere Klangfarben unter, denn wie zu Beginn der Scheibe kommen erneut breite Klangebenen zum Tragen, welche die abwärtsgerichteten Melodien auffangen. Mit dem Aufbegehren am Schluss eingedenk eines Ohrwurm-Riffs gewinnt das Projekt auch den letzten Zweifler, der glaubt, angesichts des Zeitgeister-Ausstoßes seien Fließbandartisten am Werk.

FAZIT: Kreativität, und kein Ende in Sicht. Das Zeitgeister-Projekt WOBURN HOUSE steigert sich mit seinem neuen Album immens und empfiehlt sich unbedingt für die Bühnen. Randmusik im Metal-Kontext für Herz und Hirn.

Punkte: 12/15

Erschienen auf www.musikreviews.de am 19.11.2011

Tracklist

  1. Willow
  2. Shifter
  3. Rain Keeps Falling Down
  4. Clash
  5. Sleep Summer Storm
  6. Behind You
  7. A Simple Man
  8. Hood

Besetzung

  • Bass

    Christian Kolf

  • Gesang

    Christian Kolf

  • Gitarre

    Christian Kolf

  • Keys

    Christian Kolf

  • Schlagzeug

    Florian Toyka

Sonstiges

  • Label

    Zeitgeister

  • Spieldauer

    38:51

  • Erscheinungsdatum

    21.11.2011

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