In einer Menge Bands haben die Mitglieder dieser Gruppe bereits gespielt, nur kennt die abseits des immerzu euphorisch lokalpatriotischen Englands niemand. WOLFCRUSHER wird es vermutlich genauso gehen, weil ihr Brüll-Post-Irgendwas schlichtweg nach einer Idee sucht und nichts findet. Wer nichts zu sagen hat, hält den Schnabel …
… und wo Casket draufsteht, schlägt man gern den letzten Sargnagel in die Schrei-Metal-Kiste. "Reborn" ist folglich mitnichten die vermeintliche Wiedergeburt, sondern 08/15-Grunzen und Dancefloor-Keyboard, nicht zu vergessen cleanes Gejammere. Nun ja, zumindest sorgt dies unter allen gesichtslosen Komponenten für Wiedererkennbarkeit. In "Skeletonizer" nimmt der melodiöse Gesang leiernde Ausmaße an, und der Dan Mucs, der laut Info nichts als brillante Riffs schreibt, hat bei WOLFCRUSHER anscheinend einen weniger begabten Namensvetter hocken. Das statische Einton-Schieben vor Hallschlieren haben NEUROSIS - die Urväter von allem, was sich im harten Genre als "Post" bezeichnen will - bereits vor vielen Jahren spannender inszeniert.
Soll "Lost At Sea" einen Versuch darstellen, mongolischen Obterongesang in britische Brüllwürfel zu pressen? Die fast poppigen Gebahren im Refrain klingen angesichts dessen lachhaft und halten dem Hörer die Ziellosigkeit der Gruppe in grellen Farben vor Augen - langweilig bis zum Abgewöhnen. Der Chorus von "All Shall Pass" gelingt hinterher besser und ist schlüssiger ins einstweilige Mosh-Stakkato eingebettet. Wenn in "Insuperabilis" zumindest vorübergehend das Tempo angezogen wird, gefallen WOLFCRUSHER beinahe über einen ganzen Song hinweg. "No Chance" ist ein veritabler Liedentwurf für eine Skandi-Metal-Kopistentruppe oder imaginäre IN-FLAMES-B-Seiten, genauso wie sich der Rauskicker im schmissigen Eins-Zwei als Hit vom Wegrand anbietet. Andererseits zeugen die untereinander doch recht austauschbaren letzten Stücke davon, dass WOLFCRUSHER die kreative Puste schon auf der ersten Geraden ihrer Karriere ausgeht.
Auf "Virgin Tapestry" wird alles aufgegriffen, was irgendwie in letzter Zeit im Player der beteiligten Musiker gelandet ist, vornehmlich Hartkost mit Vollbart und Bandlogo in Frakturschrift. Braucht man das überhaupt noch von den Originalen, geschweige denn von Wiedergängern?
FAZIT: WOLFCRUSHER verstehen sich auf unbwegliche Riffs, fehlplatzierte Keyboards und die allseits bekannte Mischung aus hartem und zartem Gesang. "Virgin Tapestry" wäre gerne "Enemy Of The Sun" und "Clayman" gleichzeitig, am besten aber wohl der ganze Relapse-Katalog auf einmal.
Punkte: 6/15Erschienen auf www.musikreviews.de am 09.09.2011
Chris Mitchell-Taylor
Gary Harkin
Daniel Mucs, Arun Kamath
Dan Mikietyn
Casket
52:47
09.09.2011