Change Your Life. You Are. Ride On. Trust Your Inner Strength. On Your Own. Endless Power. We Are One. Nein, das sind nicht die Songtitel von „Spirit Metal”, dem Debüt der deutschen Heavy Rocker von WOLVESPIRIT, sondern das ist der Inhalt des Booklets. Schade, wenn man sich schon die Mühe macht (und die Kosten auf sich nimmt!), ein 20-seitiges Booklet mit schicken Bildern zu gestalten, hätte man zumindest auch die Texte abdrucken können. So belässt man es dabei, diese Esoterik-Schlagzeilen großformatig in Szene zu setzen.
Chance vertan, zumal die Jungs um Frontröhre Debbie – die hin und wieder an Jutta Weinhold (Zed Yago) und Yvonne Ducksworth (Jingo De Lunch) erinnert – augenscheinlich großen Wert auf ihre Aussagen legen. Bandname, CD-Titel, in den 70er Jahren verwurzelter Classic Rock mit starkem Hammond-Orgel-Einsatz – da kommt schnell der Verdacht auf, man eifert „spirituell” (was immer das auch heißen mag) veranlagten Acts wie The Devils Blood oder Ghost nach.
Nach eigener Aussage soll das aber nicht der Fall sein, so dass wir uns hier also von okkultem Quatsch erfreulicherweise nicht beeinflussen lassen müssen und uns nur um die Musik zu kümmern brauchen. Die ist zwar grundsätzlich durchaus interessant ausgelegt – Blue Öyster Cult treffen auf Deep Purple, Uriah Heep und Spiritual Beggars, kombiniert mit einer ungewöhnlichen weiblichen Stimme – hat aber doch einige Schwächen im Detail.
Die Produktion klingt ein wenig muffig und dumpf, was allerdings noch zu verschmerzen wäre. Weitaus schwerer wiegt aber, dass Sängerin Debbie zu häufig auf ein schmerzhaft wackeliges Vibrato zurückgreift, was manche Songs schlichtweg unanhörbar macht. Das ist beispielsweise im Falle des Openers „Change“ durchaus schade, denn so stark der Song auch ist, das permanente Vibrato macht jeden Hörgenuss zunichte. Bei schwächeren Songs wie „Hero“ oder „Ride On“ hält sich die Sängerin dann mit diesem Ausdrucksmittel zurück, so dass die neun Tracks fast allesamt in die beiden Kategorien „interessantes Lied, schwacher Gesang“ oder „langweiliges Lied, interessanter Gesang“ einzusortieren sind. Menschenskinder, bringt doch mal Eure Stärken zusammen ein!
Tiefpunkt der Scheibe ist „Light And Shadow“, wenn neben Debbies Gesang auch noch Growls und ein männlicher „Tenor“ – beziehungsweise die unfreiwillig komödiantische Interpretation eines solchen – ins Spiel kommen. Aber wir wollen nicht nur meckern: Wenn wie in „Release“ locker-fluffig gerockt wird, macht „Spirit Metal“ sogar Spaß. Aber das ist eindeutig zu selten der Fall.
FAZIT: Instrumental machen WOLVESPIRIT vieles richtig (abgesehen von einigen Gitarrenparts, die noch zu sehr nach Demoband klingen), doch im vokalen Bereich sollte Debbie ihr Vibrato in Zukunft deutlich einschränken. Wenn sie straight singt, gibt das dem 70er-Jahre-Rock-Sound eine interessante Note. So aber überwiegt am Ende die Enttäuschung über eine vergebene Chance.
Punkte: 5/15Erschienen auf www.musikreviews.de am 23.06.2011
Andreas Hofmann
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03.06.2011