Was hier als so schizophren, verrückt, progressiv, innovativ und achgottchen-was-nicht-alles verkauft wird, tönt nüchtern gesagt viel „gewöhnlicher“ als erwartet – zumindest in den Ohren Eures Lieblings-Stilmischmasch-Schreibknechtes. Der bulgarischstämmige, in Deutschland aufgewachsene Namensgeber XELL verbindet – unterstützt von neun Mitmusikern – metallische Härte, Rock, Klassik, Alternative und Prog mit traditioneller bulgarischer Folklore, welche vom Getänzel auf der arabischen Tonleiter, gemeinhin bekannt als „Zigeuner-Dur“, dominiert wird. Reizvoll ist das allemal, zumal es einige coole rhythmische Spielereien, nette jähe Wechsel und spannende Experimente zu belauschen gibt.
Doch während der 42 Minuten wiederholen sich die Ideen viel zu häufig – meist dann, wenn gerade eine wirklich interessante Neuerung gegenüber dem gerade Gehörten auftaucht. Nehmen wir als Beispiel doch mal „Disc“, in dem feine 8-Bit-Tunes für frischen Wind sorgen. Aber dann? Wieder Passagen, wie sie schon die vier vorhergegangenen Songs enthalten hatten, und das erschwert es dem Hörer gegen Ende der Scheibe ungemein, wirklich zuhören zu wollen. Die ewig gleichen Muster wirken ermüdend, und was am Anfang von „The BulgarianMetal­Blowout­Powercore‘N‘­Speedup­Music­stalgia“ noch für Erheiterung und Mitwackeln gesorgt hat, bewirkt später nur noch ungeduldiges Seufzen.
FAZIT: Es besteht kein Zweifel – die Kombination der vorhandenen Stile ist ein großartiges Unterfangen, doch das kompositorische Spektrum hinkt der ganzen Angelegenheit leider noch weit, weit hinterher.
Punkte: 8/15Erschienen auf www.musikreviews.de am 14.12.2011
Joseph Conrad, Daniel Bätge
Xell, Kira Langlott
Xell
Tim Neuhaus
Max Teich (Bassklarinette), Thorsten Müller (Klarinette), Franka Lampe (Akkordeon), Kristina Lösche-Löwensen (Violine), Vlado Karparov (Klarinette, Tenor-Saxophon), Xell (Oboe, Sounddesign, Programming)
European Music Group
42:00
07.10.2011