Es ist aus heutiger Sicht kaum noch vorstellbar, dass es eine Zeit gab, in der melodischer Hardrock kaum noch zu bekommen war. In den 90er Jahren war dieses Genre mausetot, und nichts deutete darauf hin, dass es noch einmal zu einer Reanimation im großen Stile kommen könnte. Nicht zuletzt dank eines emsigen Labels namens Frontiers wurde dem Melodic Rock aber neues Leben eingehaucht, und zwar soviel, dass es angesichts zahlloser Kooperationen und Projekte schon wieder unübersichtlich wird.
Nur gut, dass XORIGIN nicht in die Reihe der Schnellschuss-Projekte eingereiht werden müssen. Ursprünglich ORANGE CRUSH betitelt und in Los Angeles beheimatet, agieren die übrig gebliebenen Musiker heute von Norwegen bzw. Schweden aus und lassen mit „State Of The Art“ das Debütalbum auf die Fans los. Und das machen die Herren Stole und Palmqvist wirklich gut. Die Skandinavier schaffen es, die stark in den 80er Jahren verwurzelten Songs nicht altbacken klingen zu lassen; sie lassen den Sound im Hier und Jetzt stattfinden, wissen aber ganz genau, dass zu viel Moderne den Songs nicht guttun würde. Und so sind Hits wie „Cant’t Keep Running“, „In The Blink Of An Eye“ oder „This Is It“ kleine Perlen, die irgendwo zwischen FOREIGNER und GIANT angesiedelt sind, die mit viel Liebe zum Detail insbesondere bei den Vocal-Arrangements ausgestattet sind. Niemals zu cheesy, aber immer hochmelodisch; immer mit einigen kräftigen Gitarren, aber niemals schreddernd. Vielleicht nicht immer zu 100 Prozent eigenständig, aber niemals bloße Kopie.
FAZIT: So und nicht anders müssen die 80er im neuen Jahrtausend klingen. „State Of The Art“ ist vielleicht leicht übertrieben betitelt, bereitet aber unbeschwerten Spaß – so sehr, dass man auch im schlimmsten Regenguss eines deutschen Sommers das Gefühl hat, an einem kalifornischen Strand zu sitzen.
Punkte: 10/15Erschienen auf www.musikreviews.de am 17.08.2011
Johannes Stole
Daniel Palmqvist
Johannes Stole
Frontiers
49:53
26.08.2011