Der kryptisch anmutende Bandname, der plakative Albumtitel und Songtitel wie "Kranker Wichser", "Misanthropische Garde" und "Blutbad" deuten schon an, dass ZANTHROPYA EX keine Allerweltsband sind. Und so prangt einem auf der Rückseite des Booklets von "Notlösung Kopfschuss" der Begriff Misanthropic Metal entgegen - man hat es also offenbar mit ausgeprägten Menschenhassern zu tun.
Wenn eine Band dann ihre Texte komplett in Deutsch verfasst, deutet das auf den strikten Willen hin, dass der ebenfalls deutschsprachige Hörer sich stärker mit ihnen auseinandersetzt, als er das vielleicht bei englischsprachigen Bands tun würde. Dann wird auch ziemlich schnell deutlich, dass die hier proklamierte Misanthropie eher reaktionär ist, also nicht unbedingt aus einer grundsätzlichen inneren Haltung heraus entsteht, sondern als Reaktion auf das, was der Mensch in dieser Gesellschaft so veranstaltet. So wird direkt im Opener "Misanthropische Garde" das Christentum aufs ärgste beschimpft, es ist von "geistlichen Kinderfickern" und "pedophiler Gottes-Gewalt" die Rede - aufgesetzte Provokation der billigsten Art also. Gerne auch garniert mit sexuellen und gewalttätigen Phantasien, die das Ganze kaum anspruchsvoller machen. Wenn es in Songs wie "Deine Welt", "Dämon meiner Selbst" oder ansatzweise in "Nachtschwärmer" mehr um innere Seelenzustände geht, ist die Lyrik dann auch erträglicher und erinnert entfernt an die SCHWEISSER. Das gilt im übrigen auch für den Gesang, der zumindest in den ruhigeren Gesangspassagen an Tommi Böck erinnert.
Ansonsten brüllgrunzt der Schinder Papst, wie der Sänger sich selbst nennt, ziemlich hektisch durch die Songs, was wiederum gut zu Musik passt. Die ist ähnlich rabiat, wie die Texte, eine aggressive, passabel produzierte Mischung aus Thrash und Death Metal mit weitestgehend ordentlichen Riffs und tendenziell melodiefrei, hier macht "Dämon meiner Selbst" aber eine Ausnahme. Handwerklich also durchaus annehmbar, fehlen den Songs aber oft die zwingenden Hooklines, der musikalische Wiedererkennungswert ist dem mäßigen Songwriting entsprechend eher gering. So bleiben Image und Texte das Einzige, was einem nachhaltig im Gedächtnis bleibt, allerdings nicht zwingend positiv.
FAZIT: ZANTHROPYA EX sind auf ihre Art und Weise um Eigenständigkeit bemüht. Dafür ist die Musik allerdings nicht außergewöhnlich genug, während die Texte zwischen billiger Provokation, derber Unflätigkeit und ungezügelter Aggression pendeln. Die Idee hinter der Corporate Identity der Band ist nicht uninteressant, die Umsetzung dessen auf "Notlösung Kopfschuss" letztlich aber nur bedingt zufriedenstellend.
Punkte: 8/15Erschienen auf www.musikreviews.de am 13.12.2011
Krigshetsare
Schinder Papst
JenZo, Marcello Salazar
Lörk
SAOL / H'Art / Zebralution
36:30
28.10.2011