Bei ZEROZONIC, die hier ihr zweites Album vorlegen - das Debüt "Dead On Arrival" erschien in Eigenregie 2007 und wurde im letzten Jahr offiziell neu aufgelegt - handelt es sich um eine Nebenspielwiese einiger norwegischer Musiker aus der härteren Abteilung. So finden sich im Line-Up Daniel "Peisy" Olaisen, der in den 90ern als Live-Gitarrist von SATYRICON in Erscheinung getreten und ansonsten heute u.a. noch bei den Deathern BLOOD RED THRONE aktiv ist, Sänger Leo Morracchioli, der auch bei den ähnlich gelagerten LOWDOWN ins Mikro brüllt, und an den Drums Jon Eirik "Elten" Bokn von der weiteren Thrash-Combo DEAD TROOPER. Nur Basser und Neuzugang Martin Berger konnte bisher scheinbar noch nichts zählbares vorweisen.
Bei diesen Referenzen dürfte es klar sein, dass wir es hier nicht mit der nächsten Melodic-Hoffnung zu tun haben. Eingepackt in eine kraftvolle Produktion, wie sie sich für diese Art Musik gehört, spielt das Quartett vielmehr groovigen Thrash Metal, der unverkennbar unter dem Einfluss von PANTERA (sehr viel), MACHINE HEAD (auch viel) und FEAR FACTORY (etwas weniger) steht. Und das reicht eigentlich fast schon als Beschreibung von "God Damn, Better, Best"...
Nun gut, ganz so einfach will ich es mir dann doch nicht machen, schließlich ist das Album trotz deutlicher Zuordnung auch alles andere als eine eindimensionale Veranstaltung. ZEROZONIC streuen nämlich zur Auflockerung nicht nur immer wieder mal verschiedene, auch melodische Gesangsparts in die Songs ein, sondern geben sich auch beim Songwriting recht verquer. So finden sich in den meisten Songs diverse Soundspielereien und manche Tracks erfahren dadurch einen progressiven Anstrich, so dass man manchmal, wie etwa bei "Enter Night And Day" oder "Live Today", tatsächlich auch mal ganz kurz an SYSTEM OF THE DOWN denken muss. Auf Dauer wird diese Vielseitigkeit (inklusive kurzer Industrial-Einlagen) dann teilweise, wie etwa bei "Symptoms", aber schon recht nervig. Dies speziell auch beim Gesang bzw. bei den Vocals, denn die ständigen Stilwechsel haben etwas vom Versuch, im Bewusstsein der äußerst deutlichen Vorbilder unbedingt irgendwie eine eigene Note unterzubringen. Besser wäre man da konsequenterweise gleich komplett beim Anselmo-mäßigen Geshoute geblieben.
Bei "No Tomorrow" wird es dann sogar mal richtig gemäßigt, was der Band und dem Album auf die Abwechslung bezogen wirklich gut zu Gesicht steht; auch wenn der Song, im Stile eines METALLICA-Midtempos, jetzt nicht gerade der Kracher ist. Mit "Instrumentalcase" findet sich später - der Name sagt es - sogar noch ein komplettes, fünfminütiges Instrumental, das noch verhaltener ausgefallen ist. Dafür gibt es mit "Fake" zwischendurch wieder ordentlich Schmackes - inklusive Gesang, der von Death Metal über Hardcore bis zum Alternative Metal reicht. Das macht die Nummer nicht gerade fließend - und das ist auch insgesamt ein Problem dieser Scheibe. Dafür kann man der Band aber gewiss nicht absprechen, dass sie nicht kreativ wäre, zumindest was die Einzelheiten in den neun Songs betrifft.
FAZIT: Kann man hören, wenn man auf brüllig-groovigen Thrash Metal steht. Zum Schädelschütteln und Abdiven ist die Scheibe ganz sicher gut zu gebrauchen; wenn auch halt immer wieder mit Unterbrechungen. Und um der Stilart neue Aspekte zu verleihen, dafür reicht es dann eben auch nicht.
Punkte: 8/15Erschienen auf www.musikreviews.de am 20.03.2011
Martin Berger
Leo Morracchioli
Daniel "Peisy" Olaisen
Jon Eirik "Elten" Bokn
Mayhem Music
44:35
11.03.2011