Unzählige Besetzungswechsel haben die Belgier ABORTED seit 1999 durchstehen müssen, aber seit zwei Jahren scheint es ein einigermaßen stabiles Line-Up zu geben, das erstaunliche Querverbindungen zu den US-Schwarzmetallern ABIGAIL WILLIAMS aufweist, waren doch sowohl Drummer Ken Bedene als auch Gitarrist Michael Wilson schon bei jenen tätig.
Diese Konstanz tut der belgischen Goregrind-Institution auf jeden Fall gut und macht „Global Flatline“ zu einem gefundenen Fressen für all jene, die statt Zahnseide Stacheldraht benutzen und morgens am liebsten von einer Faust aus dem Kaffeebecher begrüßt werden. Die globale Nulllinie bewegt sich ziemlich genau in der Mitte zwischen rasendem Grindcore, der gelegentlich an NAPALM DEATH erinnert, und todesmetallisch-präziser Gitarrenarbeit, die auch von Steer/Amott kommen könnte. Das Geschwindigkeitslevel ist beinahe durchgehend hoch, lediglich zwei Songs sind drückend und langsamer, wobei „Vermicular, Obscene, Obese“ leider schon nach knapp zweieinhalb Minuten ausgefadet wird. „Endstille“ ist irgendwie seltsam betitelt, aber als Outro mit seinen sehr melodischen Leads und seiner düsteren Stimmung hervorragend gewählt.
„Global Flatline“ muss also eine fantastische Scheibe sein, oder? Nun, mit Einschränkungen. Hier gibt es zwar fast durchgehend auf die Glocke, aber so etwas wie Langzeitwirkung bleibt auch nach diversen Durchgängen weitestgehend aus. Zwar kommt einem manches Riff bekannter vor, einen Song, der aber am nächsten Morgen noch im Ohr ist, sucht man hier leider vergeblich.
FAZIT: ABORTEDs siebter Streich ist mit Einschränkungen eine beeindruckende Grindcore-Death-Scheibe geworden, die sicher jeden Technik-Freak erfreuen, den Fan eingängiger Hooklines aber kalt lassen wird.
Punkte: 9/15Erschienen auf www.musikreviews.de am 19.01.2012
JB van de Wal
Sven "Svencho" de Caluwé
Michael Wilson, Eran Segal
Ken Bedene
Century Media / EMI
43:40
20.01.2012