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"Stalingrad" ist der Stahl gewordene Gegenentwurf zu RUNNING WILDs "Shadowmaker". Während Rolf Kasparek sich nicht im geringsten um die Erwartungshaltung der Fans kümmert, sondern stur "sein Ding" durchzieht, liefern ACCEPT mit ihrem 13. Studioalbum zu 100 Prozent das ab, was man von ihnen erwartet: Heavy Metal urdeutscher Prägung.
Klar, "Stalingrad" ist eine einzige Kesselschlacht gegen Progressivität, gegen musikalische Weiterentwicklung, gegen Experimente - und letztlich auch gegen künstlerischen Mut. Denn die zehn Tracks, die die Band um Gitarrist Wolf Hoffmann erneut mit Andy Sneap aufgenommen hat, decken ohne jegliche Einschränkung oder Ausnahme genau das ab, wofür ACCEPT in den erfolgreichen 80er Jahren standen: Rifffeuerwerke, Kosakenchöre, klassisch angehauchte Gitarrensoli, Reibeisenstimme, dargeboten in Geschwindigkeiten zwischen stampfend und rasend schnell.
Oder, abgekürzt gesagt: "Stalingrad" ist purer Heavy Metal - und nichts anderes. Dargeboten von einer Band, der man einfach abnimmt, dass sie das, was sie macht, nicht aus Berechnung macht. Die trotz ihres mittlerweile reifen Alters immer noch sprüht vor Spielfreude, die im Bereich der Gitarrenarbeit Maßstäbe für 99 Prozent aller anderen traditionellen Metal-Bands setzt. Die - ganz wichtig! - vergessen macht, dass ihr einstiges Aushängeschild Udo Dirkschneider nicht mehr an Bord ist, sondern mit Mark Tornillo einen Sänger besitzt, der objektiv betrachtet einen noch besseren Job macht als sein Vorgänger. Und die trotz aller Traditionalität nicht altbacken und angestaubt klingt, sondern zeitgemäß und frisch.
Man muss sich nur damit arrangieren, dass die Band eben schnurgerade ihren Weg geht, keinerlei Innovationen zulässt. Dann hat man seinen Spaß mit "Stalingrad". Höhepunkte wie der schnelle Opener "Hung, Drawn And Quartered", der hymnische Titeltrack - das wohl beste Stück des Albums -, der abwechslungsreiche Rocker "Hellfire" (allerdings mit einfallslosem Refrain), das rasante "Flash To Bang Time", das so unfassbar nach 80er-Jahre-Stadionhymne klingende "Shadow Soldiers", das Riffs ohne Ende bietende "Against The World", das atmosphärisch dichte "Twist Of Fate" oder das abschließende "The Galley" - hoppla, das sind ja fast alle zehn Tracks! - wecken die Lust darauf, gleich noch einmal von vorne zu beginnen.
FAZIT: Heavy Metal muss nicht immer anspruchsvoll sein. Das, was ACCEPT hier bieten, entspricht einfach nur dem, was der Fan erwartet. Und unter dem Strich ist ein Album wie "Stalingrad" für einen Heavy-Metal-Fan tausendmal essenzieller als das Werk eines nach künstlerischer Freiheit Dürstenden wie "Shadowmaker".
Erschienen auf www.musikreviews.de am 15.04.2012
Peter Baltes
Mark Tornillo
Wolf Hoffmann, Herman Frank
Stefan Schwarzmann
Nuclear Blast / Warner
51:39
06.04.2012