Das Logo von ADRENALINE MOB hat die gleiche Schriftart wie der Mafia-Klassiker "Der Pate", das Album trägt den Titel "Omertà", was die Schweigepflicht der Mitglieder der Mafia und ähnlicher krimineller Organisationen gegenüber Außenstehenden bezeichnet und das Coverartwork ziert einen skelettierten Mafiosi - die Erfindung des Mafia Metal? Nicht ganz, aber zumindest bezeichnen sich die drei Protagonisten von ADRENALINE MOB, nämlich Drum-Krake Mike Portnoy, Sänger Russell Allen (SYMPHONY X) und Initiator Mike Orlando (SONIC STOMP), als Blutsbrüder. Für das Album haben sie sich außerdem mit Rich Ward (STUCK MOJO, FOZZY) und Paul Di Leo (FOZZY) Verstärkung ins Boot geholt.
Wir haben es also wieder mal mit einer Art Supergroup zu tun, doch der Verdacht, dass es hier progressiven Metal auf die Lauscher gibt, bestätigt sich nicht. Das Trio zockt vielmehr metallischen Hardrock, der - wen wundert's - handwerklich auf allerhöchstem Niveau stattfindet. Mike Orlando ist ein ausgewiesener Meister seines Fachs, agiert aber genau wie Portnoy äußerst songdienlich und lässt seine Fähigkeiten hauptsächlich in den Soloparts aufblitzen. Ansonsten legt er mit kraftvollen, modernen Riffs den Grundstein für die schnörkellosen, groovenden Songs, die Allen mit seiner Stimme veredelt. Auch in diesem Kontext funktioniert sein melodisch-kerniger Gesang bestens. Natürlich lässt auch die Produktion von "Omertà" keinerlei Wünsche offen, man hat sich alle Mühe gegeben, das Album wirklich perfekt klingen zu lassen.
Das ist löblich, aber auch in gewisser Hinsicht ein kleiner Kritikpunkt. Denn das Album ist ein bisschen zu perfekt, eine makellose Reißbrettproduktion, die alles mit sich bringt, was ein gutes Hardrockalbum haben muss - außer Spontanität. Die Souveränität ist überragend worunter die Kreativität ein bisschen gelitten hat. So macht man zwar durchweg gute Hooklines aus, aber die richtigen Knallersongs vermisst man. Schlecht ist natürlich keine der elf Nummern und man ist zudem auch um ein gutes Maß an Abwechslung bemüht. Das wird schon bei den ersten drei, vier Songs deutlich. Das eröffnende "Undaunted" ist eine zeitgemäße Midtempo-Nummer mit abgehacktem Riffing, starkem Refrain und ebensolchen Soli. "Psychosane" dagegen ist ein klassischer Hardrocker, während das nachdenkliche "Indifferent" melodisch und ruhiger daherkommt. Balladen dürfen nicht fehlen und so folgt mit "All On The Line" eine geschmackvolle Akustiknummer. Das Konzept wird im weiteren Verlauf des Albums beibehalten, dabei fallen im zweiten Teil vor allem die gelungene Coverversion des DURAN-DURAN-Hits "Come Undone" sowie das aggressive "Down To The Floor" auf, bei dem das Riffing an "Rock You Like A Hurricane" von den SCORPIONS erinnert.
FAZIT: "Omertà" ist ein gutes Hardrockalbum, an dem es objektiv eigentlich nichts zu bekritteln gibt. Subjektiv vermisst man aber die persönliche Note, die dafür sorgen würde, dass man in ADRENALINE MOB mehr sieht, als das Projekt überaus talentierter Musiker.
Punkte: 10/15Erschienen auf www.musikreviews.de am 16.04.2012
Paul Di Leo
Russell Allen
Mike Orlando, Rich Ward
Mike Portnoy
Century Media / EMI
49:38
16.03.2012