Der unverzichtbare Einstieg zum Review des Debüts einer so genannten „Supergroup“ lautet ja: „Mit dem Begriff ‚Supergroup’ muss man ja vorsichtig umgehen“. Logisch. Nun muss man ja mit dem Begriff „Supergroup“... ach, Verzeihung, so weit waren wir ja schon.
Wenn sich Musiker von Neal Morse (Drummer Collin Leijenaar), ENCHANT, SPOCK’S BEARD (Sänger Ted Leonard) oder SYMPHONY X (Bassist Mike LePond) zusammentun, dann wird es niemanden überraschen, wenn am Ende dabei frickeliger Progressive Metal herauskommt. Unterstützung haben die Musiker, die sich unter dem Namen AFFECTOR zusammengetan haben – was, ehrlich gesagt, eher nach einer chilenischen Speed-Metal-Band klingt – von mehreren prominenten Keyboardspielern wie Derek Sherinian (BLACK COUNTRY COMMUNION, Ex-DREAM THEATER), Jordan Rudess (DREAM THEATER) oder Neal Morse bekommen.
Damit aber genug des Namedroppings, prominente Namen alleine sorgen ja noch nicht automatisch für ein wunderbares Album – und tun es auch in diesem Fall nicht. Ein wenig scheint es so, als wenn die individuellen Fähigkeiten jedes Einzelnen über dem Gesamtprodukt angesiedelt wären. So überwiegen stellenweise die Soloeskapaden der Gitarren und Keyboards, zwingen ausufernde Drumfiguren den Hörer in die Knie.
Musikalisch agieren AFFECTOR zwischen symphonischen Rock und progressiven Metal, der allerdings noch eine ganze Ecke eigenständiger klingen könnte. Manche Passage klingt so sehr nach DREAM THEATER, dass man verwundert auf die Anzeige im MP3-Player schielt, ob sich da nicht doch ein Track des Traumtheaters verirrt hat. Dann tönen wieder alte GENESIS durch, auch SYMPHONY X, SPOCK’S BEARD, RUSH oder SHADOW GALLERY lassen grüßen. Zerbrechlich und leichtfüßig auf der einen, groovend und schwer riffend auf der anderen Seite. Textlich ist „Harmagedon“ eine biblische Interpretation der Weltuntergangstheorie – damit wird man vermutlich genau so viele potenzielle Käufer verschrecken wie anlocken.
FAZIT: Große Namen alleine reichen nicht, überragende technische Fähigkeiten auch nicht: Auch wenn AFFECTOR für sich beanspruchen, Musik zu spielen, die aus dem Herzen kommt: Der ganz große Wurf ist „Harmagedon“ noch nicht. Dafür fehlen der rote Faden und songdienlichere Strukturen.
Punkte: 8/15Erschienen auf www.musikreviews.de am 25.05.2012
Mike LePond
Ted Leonard
Daniel Fries
Neal Morse, Alex Argento, Derek Sherinian, Jordan Rudess
Collin Leijenaar
Inside Out
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18.05.2012