"We rock" sang DIO. "Ich, Roque!" sangen die SPORTFREUNDE STILLER und zumindest phonetisch meinen sie das gleiche. Und BACKTRACK LANE könnten ruhig auch mal einen Song "Nous jouons du rock!" nennen (oder auch "On déchire tout", wie ein Kollege vom französischen Rock Hard mir verraten hat), denn das Quartett aus Paris rockt - und zwar mal so richtig. Nämlich kreuz und quer durch den Rock-historischen Garten. Oder wie sie selber sagen von Los Angeles nach Stockholm, vorbei an Seattle, London und Manchester.
GUNS N' ROSES, LED ZEPPELIN und SOUNDGARDEN sind drei der Bands, die hörbar einen Einfluss auf BACKTRACK LANE ausüben. Auf ihrem in Eigenregie veröffentlichten Debüt "Black Truth & White Lies" machen die Pariser daraus einen Sound, der zwar alles andere als innovativ ist, dafür aber überaus kompetent dargeboten wird. Classic Rock, Grunge, Hardrock, Alternative und je eine Prise Metal, Funk und Soul sind die Zutaten, aus denen ein mehr als schmackhafter Rock'n'Roll-Eintopf gekocht wird. Und die Köche verstehen ihr Handwerk dabei nach der recht kurzen Ausbildung von drei Jahren schon verdammt gut. Abwechslungsreichtum, eingängige Refrains und durchweg gute Hooklines, dabei das nötige Maß an Schnörkellosigkeit nicht vernachlässigend, geht "Black Truth & White Lies" gut ab und weiß etwas mehr als 41 Minuten lang zu gefallen.
Sänger Raphael Gatti hat nicht nur eine imposante Wuschelfrisur (WOLFMOTHER und COHEED AND CAMBRIA lassen optisch grüßen), sondern singt auch ausdrucksstark, sicher und mit guten Melodien, wenn es energischer wird, erinnert er dabei ein ums andere Mal an SOUNDGARDENs Chris Cornell. Die immer mal wieder benutzten elektronischen Vokaleffekte sind dabei überflüssig. Dass der Mann mit dem Hut, nämlich SLASH, vermutlich ein Idol von Gitarrist Adrien Crestey ist, wird der sicherlich nicht abstreiten wollen, zumindest drängt sich der Verdacht bei manch einem Solo recht deutlich auf. Was als Kompliment zu verstehen ist. BACKTRACK LANE lassen aber eh handwerklich überhaupt nichts anbrennen und überzeugen dahingehend auf ganzer Linie.
Das Spektrum reicht von ruhigeren Songs mit Akustikgitarre, die aber keine Balladen sind, bis hin zu zackigen Rocknummern und keines der elf Lieder unterschreitet ein gewisses Qualitätsniveau. Zwar lässt das Titelsong-Intro mehr Düsternis vermuten, als letztlich tatsächlich zu hören ist, aber auch das ist nicht wirklich ein Makel. Als Anspieltipps sind das eher moderne, mit einem wirklich schönen Refrain ausgestattete "Untie Me Now", "Bad Stories" mit seinem 70er-Flair und das flotte "Watch Out" zu nennen. Der für eine Eigenproduktion erstaunlich gute Sound rundet das Album ab.
FAZIT: Unprätentiöser, aber souveräner, zeitloser wie zeitgemäßer Rock aus Frankreich, der kaum Grund zur Klage gibt und über weite Strecken für gute Laune sorgt.
Punkte: 11/15Erschienen auf www.musikreviews.de am 07.09.2012
Raphael Gatti
Raphael Gatti
Adrien Crestey, Stephen Gatti
Gui O'Crest
Eigenproduktion
41:41
30.04.2012