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Bagheera: Drift

Stil: Groove Metal

Cover: Bagheera: Drift

Sind Farben nicht möglicherweise doch überbewertet? Vermutlich würde ein DEVIN TOWNSEND wegen seines intensiven Farbkonsums Einspruch einlegen, aber von BAGHEERA können wir bei dieser These mit Fug und Recht Zustimmung erwarten. Nicht nur kleiden sie ihr erstes Album in detailarme Schwarzweißdarstellungen von Knetskulpturen, auch ihr Sound riecht nach fein gemahlenem Knochenmehl. Staubtrocken pirschen brutale Riffs zu Fast-Forward-Galeerenschlagzeug vor, bis sich die Wörter „Groove“ und „Thrash“ zur Lesbarkeit in den toten Boden gebrannt haben. Widerhall lassen die Herrschaften erst gar nicht aufkommen, die selbstgebraute Produktion könnte durchaus in einer mit Eierkartons ausstaffierten Lehmhöhle stattgefunden haben.

Ganz wertungsfrei möchte man „Drift“ als Holzschnitt oder Skizze verstanden wissen; was PANTERA oder MACHINE HEAD schon seit Jahrzehnten praktizier(t)en, bieten BAGHEERA in einer nochmals reduzierten Variante feil. Anstatt den gängigen Versuch zu wagen, das Genre auszuweiten, gehen sie den gegenteiligen Weg und bohren nach der Quintessenz, indem sie Teile wegnehmen, die explizit nach Band X oder Y klingen - was nur bedingt funktioniert.

Übrig bleibt ein in Bleiche getauchtes Skelett. „Drift“ ist im Grunde ein einziger 40-Minuten-Monolith, dessen Instrumentierung nie variiert und in dem der Groove das einzige wandelbare Element ist. Zum Ende hin kippt das Design manchmal gen Frickeltum, in „Eins, Zwei, Die“ kommt sogar eine kurze Solopassage, am Gesamtbild, das erst durch direkte Antipole Formen wirft, ändert das aber nichts. Selbst der Gesang, der nur scheinbar abwechslungsreich zwischen (dunklen) Cleanpassagen, Growls und Mischformen wechselt, bringt kaum Variation ins Spiel und strahlt die Feuchtigkeit eines Glases Wasser nach einem Tag im Death Valley aus. Er klingt mitunter leicht nach SLIPKNOT, ist ansonsten aber auch darum bemüht, nicht zu viel Charakteristik zu erzeugen.

Dass sich die Texte der reduzierten Form des Spiels anpassen, wäre allerdings nicht vonnöten gewesen. Auf die „Du vergeudest dein Leben mit Bullshit“-Allgemeinplätze hätte man gut und gerne verzichten können, insbesondere, als sie zur Verdeutlichung der Vergänglichkeit des Lebens zu abgedroschenen Germanismen greifen.

FAZIT: Schwer zu beurteilen. BAGHEERA spielen eine sehr spezielle Form von puristischem Groove- und Thrash Metal, der aufgrund seiner enormen Reduziertheit fast schon Züge des Punk aufweist, zumindest solange, bis zaghaft ein wenig mit Polyrhythmik geliebäugelt wird. Über-den-Tellerrand-Hinausfresser werden auf die Tellermitte eingeengt, Puristen dagegen könnte ein wenig die eigene Marke fehlen. Dennoch ist diese Schwarzweißskizze nicht ganz ohne Reiz, einen richtigen Zug hingegen entwickelt sie auch noch nicht.

Punkte: 8/15

Erschienen auf www.musikreviews.de am 20.10.2012

Tracklist

  1. Cliff
  2. Ad Hoc
  3. Drone
  4. Rough
  5. 80 Years To Learn Nothing
  6. Ossified
  7. Catch Yourself
  8. Drift
  9. Torchlight
  10. Eins Zwei Die

Besetzung

  • Bass

    Max

  • Gesang

    Ed

  • Gitarre

    Ed, Moos

  • Schlagzeug

    Robin

Sonstiges

  • Label

    Eigenproduktion

  • Spieldauer

    40:31

  • Erscheinungsdatum

    05.10.2012

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