Woher auch immer dieses US-amerikanische Fivepiece seine Kreativität her holt: Möge die Quelle nie versiegen. Zwar ist Kollege Schiffmann durchaus der Meinung, dass dies bereits nach „Colours“ der Fall war, aber da hatte seine zweifellos in hohem Maße vorhandene Kompetenz wohl einen kleinen Aussetzer. Ich hoffe, er nimmt mir diesen kleinen, nicht böse gemeinten Seitenhieb nicht krumm.
Trotz meiner hohen Punktevergabe für die 2011er EP „The Parallax: Hypersleep Dialogues“ war jenes Werk an manchen Stellen nicht ganz so befriedigend wie gewohnt, aber diesen schöpferischen Engpass auf hohem Niveau hat man bereits auf diesem nunmehr siebten Album wieder ausbügeln können, denn hier schießen BTBAM wieder aus allen Röhren.
Es fällt auf, dass der Bombast- und Epikfaktor auf dieser neuen Rille ein ganzes Stückweit nach oben geschnellt ist, denn nicht selten macht sich auf dem Zwölf-Track-Monstrum eine progressive Dramatik breit, die manchmal etwas von „So hätten QUEEN als Extremmetalband geklungen!“ hat. Und wo wir gerade schon bei Kollegenzitaten sind, so hat Kollege Schulz nicht ganz Unrecht, wenn er sagt, das Ganze erinnere hier und dort ganz schön an OPETH und RIVERSIDE. Zumindest im extremen Kontext. Und selbstverständlich nur als eine von vielen Komponenten, denn die Vielfalt an Genres ist auch dieses Mal mehr als reichlich präsent. Doch nun wieder alle Stile aufzulisten wäre etwas arg ermüdend, denn viel aufregender ist es doch, die ganzen kleinen musikalischen Eastereggs und Waghalsigkeiten selbst zu entdecken. Oder?
Das Songwritingniveau ist trotz all des Wahnsinns, welcher auf dem Siebtling wieder verstärkt vertreten ist, nicht gesunken - eher ist das Gegenteil der Fall, denn egal wie viele Wendungen und Stilswingerclubveranstaltungen sich in den Stücken ereignen, so bleiben die Kompositionen immer nachvollziehbar, und geschulte Knüppel-Prog-Hörer werden mir bestimmt beipflichten, dass man bereits nach dem zweiten Hör so ziemlich jede Passage bereits im Kopf mitspielt.
An manchen Stellen des Albums muss man als Besitzer von Tommy Rogers' THOMAS GILES-Soloalbum „Pulse“ etwas schmunzeln, denn hier und dort findet man ein paar Fragmente, die einem irgendwie doch ein wenig vertraut erscheinen („Black Box“, hallo?). Fast scheint es so, als hätte Rogers ein schlechtes Gewissen gegenüber der metalaffinen Klientel gehabt, weil er so viele gute Ideen auf einem eher nonmetallischen Output verbraten hat.
FAZIT: Es bleibt, wie es ist: BTBAM waren und sind im Wust der multitexturell-progressiven Extremmetalköche nach wie vor Vorreiter und Meister ihrer Zunft, und das wird sich so schnell auch nicht ändern. Doch dass die Nordamerikaner hier ein solch fabulöses Festmahl gezaubert haben, hätte wohl keiner auf der Rechnung gehabt. Ja, eigentlich schon, aber nicht so.
Punkte: 15/15Erschienen auf www.musikreviews.de am 29.09.2012
Dan Briggs
Tommy Rogers
Paul Waggoner, Dustie Waring
Tommy Rogers
Blake Richardson
Metal Blade
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08.10.2012