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Billy Talent: Dead Silence

Stil: Punk / Indie

Cover: Billy Talent: Dead Silence

Dass die Energiebündel noch einmal sperrig werden und ihren Haupteinflussgebern AT THE DRIVE-IN Tribut zollen, steht nicht zu erwarten, und so ist das einzig Neue auf "Dead Silence" die Abkehr vom Nummerieren im Titel. Das heißt aber nicht, dass BILLY TALENT nur ihren Schuh herunterspielen.

Im Bereich Melodic Punk mit Massenappeal suchen die Kanadier immer noch ihresgleichen, und so verzeichnet ihr viertes Album nicht wenige Highlights. "Runnin' Across the Tracks" gehört dazu, ein Antreiber mit packendem Refrain, und das offengestanden vorhersehbare "Viking Death March", eine veritable Hymne. Was die Band indes vom Gros der Szene abhebt, ist neben dem hervorragenden Handwerk, dessen sie sich behelfen, die augenfällige Tatsache, dass abgesehen von packenden Refrains eine Menge in ihren Songs geschieht, was der fantastisch natürlicher Sound (dank hauseigener Produktion), abgemischt von Meister Chris Lord-Alge, zusätzlich begünstigt.

Die Pracht von "Dead Silence" offenbart sich im Subtilen, ob im Intro mit himmlisch harmonisierten Vocals und Streichern oder dem überraschenden Classic Rocker "Love Was Still Around". Mit "Crooked Minds" etablieren sie einen neuen Live-Reißer, das melancholische "Stand Up And Run" lockert den ohnehin gewiss nicht gleichförmigen Fluss der Scheibe auf, und "Man Alive!" rotzt zielgenau in den Fotograben und animiert zum Zappeln. Kowalewicz schreibt bei alledem tiefgründige Texte ohne den Krampf des Mitteilungsbedürfnisses; poppig und glaubwürdig schließen sich bei BILLY TALENT nicht aus, wobei sie substanzieller als GREEN DAY und Konsorten anmuten, auch weil ihnen der unsympathische Yank-Faktor abgeht.

Im Radioformat und doch nicht zwangsweise fürs Airplay geschaffen, zumindest nicht in diesen Breitengraden, sind der verspielter Groover "Surprise Surprise" mit für die Band typisch offenen Akkorden " und das epische "Show Me The Way". Dass unter 14 Tracks nur wenige leicht abfallen (der Titeltrack, "Cure For The Enemy", das müde wirkende "Don't Count On The Wicked"), darf man beachtlich nennen, zumal die Megaseller niemandem etwas beweisen müssten, aber trotzdem noch hungrig klingen und vor allem noch etwas zu sagen haben.

FAZIT: BILLY TALENT bleiben Helden der Herzen, ob für den Konsens oder die Indie-Szene, so sie kommerziellen Erfolg nicht kategorisch verpönt. "Dead Silence" ist ein kontrolliertes, sorgfältig komponiertes und aussagekräftiges Album, zeugt aber definitiv nicht von behäbiger Gesetztheit. Musikalischer kann man mehrheitsfähigen "Punk" nicht spielen.

Punkte: 12/15

Erschienen auf www.musikreviews.de am 12.09.2012

Tracklist

  1. Lonely Road To Absolution
  2. Viking Death March
  3. Surprise Surprise
  4. Runnin' Across The Tracks
  5. Love Was Still Around
  6. Stand Up And Run
  7. Crooked Minds
  8. Man Alive!
  9. Hanging By A Thread
  10. Cure For The Enemy
  11. Don't Count On The Wicked
  12. Show Me The Way
  13. Swallowed Up By The Ocean
  14. Dead Silence

Besetzung

  • Bass

    Jon Gallant

  • Gesang

    Ben Kowalewicz

  • Gitarre

    Ian D'Sa

  • Schlagzeug

    Aaron Solowoniuk

Sonstiges

  • Label

    Warner

  • Spieldauer

    54:01

  • Erscheinungsdatum

    07.09.2012

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