Über dieses treffend (so die Band tatsächlich zerbricht) betitelte dritte Studioalbum der als Supergroup ins Rennen gegangenen BLACK COUNTRY COMMUNION wurde genug geschrieben, was nichts mit Musik zu tun hat, also sprechen wir gleich übers Wesentliche: Glenn Hughes kniet sich hinein, der Rest verrichtet mehr als nur seine Pflicht auf wie üblich so gut wie alle mutmaßlichen Konkurrenten überragendem Niveau.
Der Frontmann leidet hörbar, vor allem im orchestral verbrämten „Cry For Freedom“ und vermutlich zu gleichen Teilen unter dem Zerwürfnis innerhalb der Band sowie aufgrund der angeblich sehr persönlichen Texte. Dies hat zur Folge, dass „Afterglow“ instrumental das wohl differenzierteste Album der Zusammenrottung geworden ist. „Big Train“ beziehungsweise „Dandelion“ spielen verhalten mit Hughes' Funk-Roots, das bedächtige „This Is Your Time“ hat auf leider nur wenig spannende Weise Bonamassas Mainstream-Blues, und Sherinians Songwriting-Beitrag „Midnight Sun“ besitzt den AOR-Schmelz der zahlreichen Ex-Betätigungsfelder des Keyboarders, wenngleich die Goldstimme des Frontmanns immer noch jegliches Weichzeichnen verhindert. An vierter Stelle („Confessor“) schließlich wirft Bonham fettes Mett in die Waagschale und – er würde es sicherlich ungern hören – tritt in die Fußstapfen seines Daddy.
BLACK COUNTRY COMMUNION bündeln ihre Einflüsse und Talente also vortrefflich, und insofern ist es eine Schande, dass diese Veranstaltung als Nachglanz von etwas Großem beworben werden muss. Mit dem Duett „Cry Freedom“ im Stechschritt legen Hughes (alleiniger Komponist) und sein Gitarrist eines der besten Stücke ihrer jüngeren Karriere hin, und überhaupt ist von Spannungen im Gefüge nichts zu vernehmen. Sind die Herren professionell genug, um dies zu verhehlen, oder schlicht Opfer der Umstände, eigenen Interessen und Managements? Wie dem auch sei: „Afterglow“ gereicht ihnen nicht zu Paukenschlägen wie die beiden Vorgänger, verfügt aber über eine für mit oberflächlichen Superlativen besetzte Truppe unverhoffte Tiefe, gerade im epischen „The Circle“ (Gänsehaut garantiert) und selbst den beiden letzten Songs, bei denen Produzent und everybody's scapegoat Kevin Shirley Credits verzeichnet: Orgel und Bass prägen das Weltklasse-Arrangement von„The Giver“, wohingegen „Crawl“ eine ungeahnt düstere Klangfarbe aufstreicht. Schnörkellosen Breitbein-Hardrock gibt es eigentlich nur bei„Common Man“, und man möchte auch nicht mehr – bloß von dieser Band generell.
FAZIT: Ein Abschied mit Karacho? Nicht rein akustisch betrachtet, aber dafür in puncto Substanz, denn „Afterglow“ tönt so nuanciert wie kein Album von BLACK COUNTRY COMMUNION, die damit hoffentlich nicht in die Rockgeschichte eingehen. Glenn Hughes könnte ins Mikrofon husten, und Bonamassa mit verstimmter Klampfe spielen – es würde süchtig machen.
Punkte: 12/15Erschienen auf www.musikreviews.de am 08.11.2012
Glenn Hughes
Glenn Hughes, Joe Bonamassa
Joe Bonamassa
Derek Sherinian
Jason Bonham
Mascot / Rough Trade
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26.10.2012