Es gibt ja eigentlich nichts mehr, was es nicht gibt. Auch die Tatsache, dass eine australische Heavy-Metal-Band melodischen Power Metal in bester skandinavisch-italienischer Manier zockt, kann nicht mehr überraschen – klar, „Stargazer“ ist ja auch schon das fünfte Album von BLACK MAJESTY, die mit ihren Wurzeln von HELLOWEEN bis RHAPSODY natürlich bestens beim Label von Limb Schnoor aufgehoben sind, der in der Vergangenheit eben mit diesen beiden Bands auf verschiedenen geschäftlichen Ebenen seine größten Erfolge feierte.
Auf den ersten Blick fällt zunächst einmal das Cover von „Stargazer“ aus dem Rahmen – nicht, weil es so ungewöhnlich gestaltet ist, sondern weil sich der farbliche Stil von allen Vorgängern deutlich unterscheidet. Nach lila, blau, grün und schwarz als Hauptfarbe nun also bunt – bunt ist das Dasein und granatenstark, wussten schon die Zeitreisenden Bill und Ted.
Musikalisch hat sich der Stil der Australier allerdings nicht gewandelt, allenfalls Justierungen im Feinbereich hat man vorgenommen, und das ist auch gut so, denn der Vierer hat schon in der Vergangenheit vieles richtig und besser gemacht als die große, vornehmlich aus Europa stammende Konkurrenz. Grundsätzlich erfinden BLACK MAJESTY ihren musikalischen Stil logischerweise nicht neu, doch im Gegensatz zu vielen anderen Combos, die vor allen Dingen auf käsige Keyboards und Wischi-Waschi-Melodien setzen, haben BLACK MAJESTY dicke Eier. Die Gitarren klingen hier tatsächlich nach Gitarren. Wobei das Album überhaupt einen fantastischen, glasklaren Klang hat, der jedem Instrument die richtige Positionierung gibt. Die Drums haben ordentlich Punch, und Sänger John Cavaliere ist kein Eierkneifer, der ausschließlich auf den höchsten Sprossen der Tonleiter herumturnt, sondern einer, der kraftvoll shoutet und dabei dennoch melodiös klingen kann. Zudem schiebt man lässig noch die eine oder andere progressiv angehauchte Passage ein.
FAZIT: Egal, ob die Songs nun in Rennstreckengeschwindigkeit, Landstraßentempo oder Tempo-30-Zonen-kompatibel dargeboten werden: Die Band findet stets die richtige Balance aus Melodie und Metal. Und mit John Cavaliere hat man ein echtes Juwel am Mikrofon, für das manch etablierte Melodic-Power-Metal-Band BLACK MAJESTY ein unmoralisches Angebot machen würde.
Punkte: 12/15Erschienen auf www.musikreviews.de am 26.07.2012
John Cavaliere
Steve Janevski, Hanny Mohamed
Pavel Konvalinka
LMP/Soulfood
48:35
20.07.2012