Punk aus Deutschland muss nicht zwangsläufig nach Straßenköter, DIE ÄRZTE, DIE TOTEN HOSEN oder dergleichen tönen, denn CAPTAIN PLANET sind eher im US-amerikanischen Ableger des Genres zu Hause und orientieren sich, wenn auch auf eigenständige Art, eher an BAD RELIGION, HOT WATER MUSIC und vielen weiteren düstermelodischen Schnellpunkvertretern aus Übersee. Auch IGNITE haben offenhörlich eine Tiefenwirkung bei den Hamburgern hinterlassen, speziell die hochfrequente Stimme des Frontmannes Jan Arne erinnert nicht nur „ein bisschen“ an Zoli Teglas, lediglich der Klaus Meine-Faktor ist etwas geringer.
Wie man es allerdings dreht und wendet: CAPTAIN PLANET haben sich auf ihrem dritten Album ein hohes Maß an Individualität erspielt und schrubben ihren hochemotionalen, freigeistigen Punk mit Köpfchen und Herz, und auch bei den Texten tunkt man nicht etwa frisch gebackene Allgemeinplätzchen in den warmen Einheitsbrei, sondern hat in der Tat einiges zu sagen - mal metaphorisch, mal im Klartext.
Und dieses lyrische und musikalische Anderssein bar jedweder Prätentiosität ist einfach nur erfrischend, man wird in beiden Disziplinen herausgefordert, zum Hin- und Zuhören im positiven Sinne genötigt - der Hörer wird dazu animiert, sich ernsthaft mit dem Dargebotenen auseinanderzusetzen. „Treibeis“ ist keine musikalische Unterhaltung, sondern Kunst und Mitteilungsbedürfnis für offene Ohren und offenen Geist.
FAZIT: Musik von Denkern für Denker, in kostbarster Ausführung.
Punkte: 12/15Erschienen auf www.musikreviews.de am 10.10.2012
Marco
Jan Arne
Benni, Jan Arne
Sebastian
Zeitstrafe/Cargo
30:54
12.10.2012