Im Gegensatz zu jener anderen "Supergroup" aus dem englischen Black Country scheint bei Sonnenschein Sammy Hagar und seinen Spießgesellen alles im Lot zu sein - und ihr Label streicht insbesondere zur Weihnachtszeit gerne den Ertrag dessen ein, was CHICKENFOOT live ausgestreut haben.
"LV" besteht aus Mitschnitten der "Diffferent Devil"-Tour (die ersten vier Tracks) und mutmaßlichen Raritäten beziehungsweise B-Seiten (der Rest). Dies darf man auch angesichts unnötiger Re-Releases wie im Falle des Debüts mit Bonusmaterial zu Recht argwöhnisch betrachten, aber wie dem auch sei: Der Sound ist Bombe, die Band spielt in jeder Besetzung (Chad Smith ist einstweilen mit den scharfen Schoten beschäftigt und kann nicht mit den Hüherfüßen scharren) klasse, und den uneinheitlichen Grundbedingungen zum Trotz klingt die Scheibe sogar wie ein Live-Album aus einem Guss, sieht man von den Ausblendungen zwischen den Tracks ab.
Vier Stücke sind natürlich etwas wenig, um eine repräsentative Auswahl des bisherigen Werkes von CHICKENFOOT zu stellen, aber der stilistische Querschnitt gelingt den Machern auch eingedenk der letzten fünf Tracks recht gut: Ob entspannt wie mit "Something Going Wrong" (Hagar sang wohl nie so gut wie heute) oder ausgiebig jammend wie während "Turnin' Left", das Joe Satriani im vollen Rock-Saft zeigt. Mainstream-Ware wie "My Kinda Girl" übersieht man auf den Studio-Tellern mitunter gerne, aber das liegt vielleicht in der Natur der Sache.
FAZIT: "LV" zeigt CHICKENFOOT als organische Live-Band aufeinander eingespielter Musiker, die sich nicht mit egomanischen Dünkeln selbst ins Bein schießen, sondern ihre durchweg guten bis sehr guten, immerzu zeitlosen Hardrock-Songs an einem Strang ziehend ins Rund hauen. Darf man als Fan also haben.
Erschienen auf www.musikreviews.de am 18.12.2012
Michael Anthony
Sammy Hagar
Joe Satriani
Joe Satriani
Kenny Aronoff, Chad Smith
Ear Music / Edel
56:34
07.12.2012