Mit Schreihals Mert und dem Bassisten Cem hat sich die Hälfte des Lineups erneuert, doch rein musikalisch ändert sich bei den Istanbulern CHOPSTICK SUICIDE nicht allzu viel. Denn auch auf ihrem vierten Release respektive Langeisen numero zwei regiert ein nervöses, wechselhaftes, hochenergetisches Mathcore-Gewitter.
Wer DIGRESSION ASSASSINS, THE DILLINGER ESCAPE PLAN, alte CONVERGE und wie sie alle heißen, liebt, wird auch dieses türkische Quartett in sein Herz schließen, denn deren Standards beherrschen die Buben aus dem Effeff - doch im Vergleich zu vielen Genrevertretern bleibt diese Band nicht stehen und macht etwa einen auf Semi-Coverband, sondern bekommt es mühelos auf die Reihe, eine ganz eigene Würze und völlig individuelle Ideen in ihren Sound. So brüllt Mert in „Television Television“ nicht bloß wie ein angestochenes, äh, Lamm ins Mikro, sondern packt auch schon mal melodischen Gesang auch - ebenso in den meisten anderen Songs, so zum Beispiel in „Shores Are Not For Vacancies“, das durch die ächzend-säuseligen Vocals und die Alternative Schlagseite manchmal an SONIC YOUTH oder SUNNY DAY REAL ESTATE erinnert.
Ohnehin verbastelt das Fourpiece gerne mal fremdartige Ideen in seinem wilden Blast-Quadratwurzel-Dissonanz-Aggro-Ratatatafiep-Gemisch. Da wird in „Small People, Broken Glasses“ durchaus mal ein heißer türkischer Rhythmus, in anderen Songs mal ein funky Part, postiges Trauerklößeln, Wave und dergleichen ins Arrangement gepackt. Und in „Kolpa“ beweisen CHOPSTICK SUICIDE dann auch noch massig Humor.
FAZIT: Neuronenachterbahn trifft auf massig Enthusiasmus. Der schöne Nebeneffekt hierbei ist, dass sich der Vierer mal eben in die erste Liga mathematischer Krachmacher katapultiert hat. Nun muss es nur noch der Rest der Welt kapieren.
Punkte: 12/15Erschienen auf www.musikreviews.de am 05.05.2012
Cem
Mert
Yagiz
Alican
Peyote Müzik
31:25
29.03.2012