Es gibt musikalische Stile, die müssen sich einfach abstoßen. Black Metal und Chanson beispielsweise. Country und Jazz. Volksmusik und alles. In diese Aufzählung gehört eigentlich auch: stadionkompatibler Hardrock und progressiver Metal. Wie soll das zusammen funktionieren? Den schlagenden Beweis treten CIRCUS MAXIMUS an – und das schon zum dritten Mal.
Mit welcher Selbstverständlichkeit die Norweger von der einen Sekunde auf die andere zwischen unverschämt cheesigen Refrains und fett riffenden Komplexparts unschwenken, ist verblüffend. Sänger Michael Eriksen umschmeichelt den Hörer mit seiner Stimme, macht aus so gut wie jedem Song einen Hit. Der Rest der Combo sorgt dafür, dass die Songs nicht einfach nur rechts rein und links raus rauschen, sondern mit Nachhaltigkeit aufgenommen werden. “Nine” ist ein Album, dass sowohl zur intensiven Kopfhörer-Analyse taugt als auch zum Nebenbeikonsum. Und das kann man nicht von jedem Album behaupten.
Manche Passage streift dabei durchaus den Grenzbereich zum poppigen Arrangement, aber das Ganze wird insgesamt so flüssig und in sich schlüssig vorgetragen, dass sich auch der engstirnigste Prog-Reinheitsgebot-Verteidiger daran nicht stören kann. Zumal es genug verschachtelte Passagen gibt, genug hohe Gitarrenwände – eben genug Prog und Metal. Im Vergleich zu ihren früheren Scheiben haben CIRCUS MAXIMUS – ausgelutschter Spruch, schon klar, aber dennoch zutreffend – die Extreme weiter ausgelotet. Die melodischen Elemente sind so zart-säuselnd wie nie zuvor, was genau so für die heftigen Riffgewitter gilt, die sich in einer bislang nicht gekannten Intensität entladen.
FAZIT: Wer sich einen Mix aus SHADOW GALLERY, PAGAN’S MIND und KAMELOT mit AOR vorstellen kann, der liegt mit “Nine” zu einhundert Prozent richtig. Wer das nicht glauben mag, sollte mal in "Namaste" oder "Reach Within" (Megahit!) reinhören.
Punkte: 11/15Erschienen auf www.musikreviews.de am 31.05.2012
Glen Cato Møllen
Michael Eriksen
Mats Haugen
Lasse Finbråten
Truls Haugen
Frontiers Records
57:30
01.06.2012