Electro Pop der einfallsreicheren Art kredenzt uns RI mit seinem neuen CONSCIENCE-Album. Es ist zwar nicht zu verleugnen, dass es hauptsächlich die Achtziger sind, die ihre Wurzeln tief in das Gehirn des Musikers geschlagen haben, aber neben smoothen, aber nie sülzigen Nummern darf es gerne auch mal technoid werden („Obsession“), und gerne werden auch mal E-Gitarren in den Sound eingeflochten, die dem Ganzen einen rockigen Charakter verleihen. Ebenso finden sich Future Pop-, Industrial- und EBM-Bausteine auf „Your Frequency“.
Auch was die Kompositionen angeht, verzichtet das Mastermind auf Standards - es gibt im Grunde keinen Song, der nach stereotypem Muster aufgebaut ist. Immer wieder ereignen sich Wechsel oder Wendungen, die man so nicht unbedingt erwarten würde. Gelegentlich fühlt man sich an alte CAMOUFLAGE, softere ICON OF COIL oder gar ORGY ohne die heftigeren Momente erinnert, aber allgemein führt RI beim Schreiben seiner Songs einen eigenen Stift.
Was der gute Mann allerdings hätte abgeben sollen, wäre der Gesang, denn er ist stets dann am besten, wenn er anderen das Mikrofon für Gastvocals überlässt. Sein eigenes Organ, das er in zehn der zwölf Songs einsetzt, mag kaum begeistern - zu ausdruckslos, zu "muss halt auch dazu" wurden da ein paar Zeilen oben drauf geträllert.
FAZIT: Zahlreiche Alben stehen und fallen mit der Qualität des Gesangs. Zwar fällt „Your Frequency“ nicht so wirklich, taumelt aber bedrohlich.
Punkte: 8/15Erschienen auf www.musikreviews.de am 19.05.2012
RI
RI, Stian Shiver, Avalist, Katharina Burges, Joe Vermona
RI
RI
Karsten Block
RI (Programming)
Echo Zone
74:55
06.04.2012