Dass COOLOOLOOSH nicht erst seit gestern musizieren, hört man dem aktuellen Album „Elements Of Sound“ bereits mit den ersten Klängen an. Doch wer denkt, es handele sich um eine Streetfunk meets Hip Hop gestählte Formation aus einer der amerikanischen Metropolen – vorzugsweise New York – der liegt falsch. Denn der Ursprung der Band liegt 2003 in Jerusalem. Ein Jahr später stieß der Rapper Joel Covington (alias Rebel Sun) hinzu, und COOLOOLOOSH begannen ihren Stil zu perfektionieren. 2005 erschien das selbstbetitelte Debütalbum.
Doch was heißt Stil? Stile ist zutreffender. Auf treibenden Funk mit messerscharfen Bläsern treffen Hip Hop, Jazz und World-Music, besonders beeinflusst von den Klängen des Mittleren Ostens (naheliegend) und des Balkans (schon etwas entfernter). Schmelztiegel-Musik, mit genießbaren, zeitkritischen Texten, bar jeder Gangsta-Attitüde, die sich ohne Hintergrundwissen ohne Weiteres in New York verorten lassen würde. Diesen Eindruck mag verstärken, dass „Elements Of Sound“ kristallklar von David Ivory (THE ROOTS, ERIKA BADU) produziert wurde.
COOLOOLOOSH gelingt es scheinbar mühelos, die unterschiedlichen Einflüsse und Musikrichtungen unter einen Hut zu bringen. In seiner Vielfalt wirkt „Elelements Of Sound“ äußerst stimmig. Nahezu jeder Song hat Überraschungen und ganz eigene Highlights parat. Die Bläsersektion setzt mit urbaner Jazz-Power Akzente, nicht nur im schmetternden Mittelteil von „Some Place“; in der darauffolgenden Ballade „Fall“ wissen die Musiker durch dezenten Schmelz zu glänzen. Dass es bruchlos mit forschem Balkan-Folk trifft Rap weitergeht und kein Bruch entsteht, ist das große Verdienst einer Band mit unglaublich viel Soul und einem Verständnis, das musikalische Verbindungen schafft, als wären sie schon ewig vorhanden und müssten nur hervorgeholt werden. Wenn es dann im zweiten Part von „Just Won’t Stop“ fast metallisch wird (worauf „Lock Your Doors“ noch einen drauf setzt), bleibt eigentlich nichts weiter als einzugestehen: Dem ist wohl auch so.
Aber diese spannende, tanzbare und höchst unterhaltsame Art der Fusionierung muss man erst einmal hinbekommen. COOLOOLOOSH gelingt es spielerisch und meisterlich.
FAZIT: Hier werden selbst Hip Hop-Verächter zu Kopfnickern. COOLOOLOOSH spielen eine unwiderstehliche, ganz eigene Art von Crossover. Keine Scheu vor nichts. Auf einer Jazzfunk-Basis entwickelt sich eine Reise durch einen Klang- und Stilkosmos, dessen Vielfalt die Musiker wie selbstverständlich bündeln, sowohl mit hohem Tempo wie in den coolen Balladen, denen jeder Hang zu schwülstigem R’n’B abgeht. „Yeah Yeah Yeah“ führt das paradiesisch vor und viel mehr bleibt auch nicht zu sagen. Meine Überraschung des laufenden Jahres. Klasse Album.
Erschienen auf www.musikreviews.de am 13.09.2012
Ori Winokur
Rebel Sun, Yuval Gerstein, Ori Winokur (bv), Bunny Sigler (5, 10), Joe Lam (bv 4, 9, 10,11), Rebecca Kanter (6)
Yuval Gerstein, David Ivory (rock guitar 11)
Yogev Shitrit, Pablo Batista
Yuval Gerstein,Arik Levy, Sefi Zisling,
G-Records/Rough Trade
44:12
07.09.2012