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Cross: Wake Up Call

Stil: Progressive Rock

Cover: Cross: Wake Up Call

“Darf’s noch ein bisschen mehr vom Gleichen sein?”
„Aber gern doch, wenn es lecker schmeckt. Naja ein bisschen sehr süß ist es schon. Packen sie doch bitte noch die ein oder andere Violine und ein bisschen zusätzliche Tastenwürze drauf!“
„Kein Problem, aber bei allem Respekt, salziger oder gar schärfer wird das CROSS-Gericht dadurch nicht.“
„Stimmt wohl, aber dieses leicht ländliche, folkige Aroma gibt ihm einen Hauch von Eigenständigkeit.“
„Wie sie meinen. Wohl bekomm’s.“
„Ach, das tut es, man darf nur nicht zu viel davon in sich hineinstopfen.“

Doch tun wir Hansi Cross‘ Band nicht Unrecht: Für Abwechslung war im Lauf der Bandkarriere gesorgt. Vom eher unbedarften, keyboardlastigen Retroprog mit AOR-Touch der frühen Jahre bis zum leicht düster angehauchten Neoprog á la „Playgrounds“ durchlief die schwedische Band einige kleinere Metamorphosen. Nichts weltbewegendes, aber rührig vom linken Bein auch mal auf’s rechte gewechselt. Inklusive längerer Pausen zwischendurch.

Bindeglied dabei immer – um einen polnischen, nun ja, „Kollegen“ zu paraphrasieren – Hansi Cross‘ banksowskimi Keyboardspiel. So auch auf „Wake Up Call“. Dessen erste Klänge gleich wie Fanfaren aus einem Deja Vu-Gebiet klingen. Aber wir wohnen schließlich keinem musikalischen Zirkel bei, der sich geschworen hat, musikalische Grenzen zu durchbrechen. Stattdessen eine stimmige Übung in Solidität. Technisch kompetent, von milder Härte durchzogen, die verhindert, dass die melodiöse Grandezza in Kitsch ertrinkt. Dank der Violinen kommt ein wenig feenhafter Folk dazu, doch Grundlage bleibt opulenter, symphonischer Prog, der seine Vorbilder nicht verleugnen kann und will, ihnen aber auch nicht akribisch nacheifert.

FAZIT: Ein freundliches Album, das in wilden Lebensphasen für Momente der Ruhe und Entspannung sorgen kann. Man mag das Fehlen von Ecken und Kanten bemängeln, aber wer erwartet schon die spanische Inquisition, wenn er in der kleinen Waldkapelle im schwedischen Hain ein wenig Andacht halten will?
Gefällig, aber nie gefährlich. Ein bisschen künstlich, aber auch kunstvoll. Wird keinen Innovationspreis gewinnen, ist aber Balsam für Nostalgiker und die passende Begleitung zum Dinner, wenn’s mal Prog sein darf.

Punkte: 10/15

Erschienen auf www.musikreviews.de am 13.02.2012

Tracklist

  1. Human Resolution
  2. Remembrance
  3. Falling Beyond
  4. Racing Spirits
  5. Waking Up
  6. Now (Bonus Track)

Besetzung

  • Bass

    Lollo Andersson

  • Gesang

    Jock Millgardh, Hansi Cross, Lizette von Panajott, Stefan Damicolas

  • Gitarre

    Hansi Cross

  • Keys

    Hansi Cross, Mats Bender

  • Schlagzeug

    Tomas Hjort, Hansi Cross (perc.)

  • Sonstiges

    Hannah Sundkvist, Sabina Cross

Sonstiges

  • Label

    Progress Records

  • Spieldauer

    54:16

  • Erscheinungsdatum

    03.02.2012

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