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Custard: Infested By Anger

Stil: Heavy Metal/US-Metal

Cover: Custard: Infested By Anger

Meine Herren, ist das wirklich schon 16 Jahre her, dass Chris Klapper bei mir auf dem heimischen Sofa saß, eigens auf einem klapprigen Moped aus dem Ruhrgebietsmetropölchen Herne in den (relativ) hohen Norden angereist, um meinem damaligen Fanzine „No Fate!“ ein Interview zur CUSTARD-Eigenproduktion „God Of Storm“ zu geben? Kinder, wie die Zeit vergeht…

Auch wenn CUSTARD seitdem immerhin vier mehr oder minder professionell vertriebene Studioalben vorweisen können, sind die Pöttler nie so richtig aus dem metallischen Untergrund hervorgetreten. Was vor allen Dingen wohl auch der wechselhaften Bandbesetzung zuzuschreiben ist - einzig Drummer und Bandgründer Chris Klapper (Drums) ist eine konstante Größe bei CUSTARD. In der Vergangenheit widmete man sich vor allen Dingen dem puren Heavy Metal teutonischer Strickart, ließ auch mal melodische Aspekte mit Kürbisgeschmack („Wheels Of Time“) einfließen. Zu eben jener „Wheels Of Time“-Zeit hatte die Band tatsächlich mal so etwas wie den „Durchbruch“ vor Augen, als man mehrfach mit einer damals stark aufstrebenden schwedischen Band namens SABATON unterwegs war – doch altbekannte Musiker-wechsel-dich-Spielchen sorgten mal wieder dafür, dass die Stufen der Karriereleiter auch weiterhin mit Schmierseife bestrichen waren.

Egal, abgehakt, Schnee von gestern. Wie auch der bisherige Stil der Band, denn der hat sich auf Album Nummer fünf, „Infested By Anger“, doch relativ stark geändert. Der kurzzeitige Einstieg von TWISTED-TOWER-DIRE-Sänger Tony Taylor, der vor seinem viel zu frühen Tod 2010 für ein Jahr an Bord der Ruhrpott-Combo war, scheint nachhaltigen Eindruck bei Klapper & Co. hinterlassen zu haben, denn auf den 15 neuen Songs (inklusive Intro) regiert größtenteils Heavy Metal in feinster US-Machart, der in dieser Form und Qualität wahrlich nicht zu erwarten war. Zahllose Uptempo-Granaten, Sahnestücke puren Stahls mit high-pitched-Screams von Neu-Sänger Olli Strasser, tolle Twin-Guitar-Attacken – also wirklich, „Infested By Anger“ ist eine komplette Überraschung.

Wenn man nicht wüsste, dass die Band aus Herne kommt – einen Verweis auf eine texanische Herkunft würde man unwidersprochen schlucken, auch wenn hier und dort (logischerweise) die musikalischen Wurzeln schon noch durchscheinen. Dennoch: Songs wie „Gods Of War“, „Death From Above“, „My Last Breath“ (Was für eine US-Metal-Hymne!) oder „Black Friday“ sollte jeder traditions- und qualitätsbewusste Metaller kennen und besitzen. Auch wenn nach hinten raus das Qualitätslevel nicht mehr ganz so hoch ist wie auf der ersten Albumhälfte – zwei, drei Songs weniger wären besser gewesen – ist CUSTARDs „Infested By Anger“ eine DER positiven Überraschungen im Bereich des traditionellen Heavy Metals/US-Metals in diesem Jahr.

FAZIT: Heavy Metal in seiner pursten und reinsten Form, garniert mit komplett unkitschigen Melodien und einem Sänger, der problemlos zwischen Rob Halford und diversen US-Metal-Sirenen bestehen kann, bekommt man aus deutschen Landen auch nicht so oft zu hören. Genauso wie die Songs keine Gefangenen machen, so kompromisslos gilt auch die Ansage des Kritikers: kaufen!

Punkte: 13/15

Erschienen auf www.musikreviews.de am 25.10.2012

Tracklist

  1. Call of Ares
  2. Gods of War
  3. The Parachute Infantry
  4. Death From Above
  5. My Last Breath
  6. Black Friday
  7. Time To Bleed
  8. 300
  9. Endless Pain
  10. By Fire And Sword
  11. A Knight
  12. Dead Shall Rise
  13. Hellheart
  14. Only Dust
  15. Infested By Anger

Besetzung

  • Bass

    Markus Berghammer

  • Gesang

    Olli Strasser

  • Gitarre

    Carsten Reichart, Anna Olejniczak

  • Schlagzeug

    Chris Klapper

Sonstiges

  • Label

    Pure Steel

  • Spieldauer

    62:33

  • Erscheinungsdatum

    26.10.2012

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