Es wäre wohl übertrieben, von einem Hype zu sprechen, doch in den letzten Jahren wurde um DANKO JONES in der hiesigen Fachpresse recht viel Wirbel gemacht. Der gleichnamige Sänger bekam eine eigene Kolumne im Rock Hard (die so lustig war, dass ich mich an keinen seiner Beiträge erinnere) und anderen Magazinen und wurde allerorten für seine Platten, seine Liveauftritte, seine Spoken-Word-Performances, seine Radioshows und jeden sonstigen Furz abgefeiert - da wird die Frage erlaubt sein, wie viele unsterbliche Rockklassiker er und seine Band eigentlich schon geschrieben haben?
Gut, die Einleitung hört sich jetzt negativer an, als sie eigentlich gemeint sein soll, das Phänomen DANKO JONES wird sich aber vermutlich noch nicht jedem wirklich erschlossen haben. Unbestritten sind die Kanadier eine fleißige Band - inklusive dem neuen Werk "Rock And Roll Is Black And Blue" sieben Studioalben und ein paar Singles, EPs und DVDs in 16 Jahren sprechen da für sich. Ebenso die Tatsachen, dass man schon bei Rock am Ring und Rock im Park aufgetreten ist sowie mehrmals für den Juno Award (so etwas wie der kanadische Grammy) nominiert war, sprechen dafür, dass DANKO JONES wohl mehr sind, als ein laues Lüftchen, das durch den Rockzirkus weht. Andererseits - einen Sturm der Begeisterung löst "Rock And Roll Is Black And Blue" auch nicht aus.
Zwischen Classic Rock, Garage Rock, Hardrock mit Poserflair und Rotzrock unbekümmert hin und her springend, ist die Platte in erster Linie eines: solide. Und unterhaltsam. Aber zu keiner Sekunde außergewöhnlich - weder im Sinne der Qualität, noch im Hinblick auf die Musik selber. Danko hat eine wirklich gute, markante Stimme, die angenehm rau ist, sich mit Melodien aber keinesfalls schwer tut. Auch der instrumentale Vortrag gibt wenig Anlass zur Kritik und ist über jeden Zweifel erhaben, DANKO JONES wissen, wie man rockt. Nur mit dem Schreiben echter Hits tut man sich ein bisschen schwerer. Zumindest auf diesem Album hier.
Nach mehreren Durchläufen kristallisiert sich kein Song als Überflieger heraus, man findet eher eine abwechslungsreiche Ansammlung guter Rocksongs vor. Dass im ansonsten eher gefühlvoll rockenden "Always Away" ein sich tief vor AC/DC verbeugendes Riff tummelt, empfindet man dabei eher als überflüssig, dass das darauf folgende "Conceited" in den Gesangslinien des Refrains an BAD RELIGION erinnert, nimmt man erfreut zur Kenntnis. Die Gospeleinflüsse in "I Believed In God" kann man mögen, muss man aber nicht und wenn man nichts gegen eine leichte Poppigkeit einzuwenden hat, wissen "Just A Beautiful Day" und "Type Of Girl" zu überzeugen. Satt groovend geht es in "You Wear Me Down" und "Don't Do This" zur Sache, das angepisste "I Don't Care" ist eine der auffälligsten Nummer. Ebenso wie das Loblied auf lange weibliche Stelzen, genannt "Legs". Hier röhrt der Bass zwar cool, ansonsten wirkt die Nummer aber ganz schön flach - "Uh la la la la la la la legs, legs, legs, long legs" ist beileibe keine kunstvolle Lyrik. Aber sei's drum, zum Rock'n'Roll gehört ja auch eine Schippe Sex.
FAZIT: "Rock And Roll Is Black And Blue" ist ein ganz ordentliches Rockalbum, mehr aber auch nicht. Solide, souverän, kompetent - aber ohne den Hauch des Besonderen.
Punkte: 8/15Erschienen auf www.musikreviews.de am 19.10.2012
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Danko Jones
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21.09.2012