Diese Musik diente als Soundtrack der Kurzfilme von Mikhail Verner und Erik Bosnák, mit denen sich der Gitarre spielende Protagonist zur KoVeBo Group zusammengeschlossen hat. Das Anliegen des Trios besteht darin, Kunst nicht als bloße Unterhaltung zu verbreiten, sondern ihre läuternde Wirkung zu nutzen. Solches Sendungsbewusstsein resultiert häufig in ungenießbaren Klangkulissen, doch „Film Soundtracks And Ideas“ lässt sich über weite Strecken mit Interesse statt Abscheu anhören.
Zerbrechlich wirkende Strukturen und zarte Melodien bleiben nämlich der rote Faden dieser Arbeit, beispielsweise das rührende „Meeting With A Dead Mother“, das elegische „Memories Of The War“ oder „Writing A Diary“ mit verlorenen Pianotönen zur Gitarre. „Bad News“ und „Dreaming“, beides beinahe Drones, verweisen auf die Grenzgänger der Jazzgitarren-Elite, wohingegen „Coup De Grace“ ein leicht folkiges Akustikstück darstellt, begleitet von Donnern und rauschendem Regen, was der insgesamt tragischen Atmosphäre des Albums zuträglich ist.
Minimalsounds und Leerstellen probiert Kollar allerdings ebenfalls aus, etwa in „Writing The Letters“; es tönt tatsächlich, als unterbreche sich jemand wiederholt beim Verfassen eines Briefes. Der Streifen „Hersostratos“, dem weite Teile der Scheibe gelten, verfügt über ein wiederkehrendes Motiv, das sich als identitätsstiftend für den Komponisten erweist und „Film Soundtracks And Ideas“ stark prägt. Davon abgesehen gehört Industrial („Bullshits On TV“) ebenso zu Kollars Herzensangelegenheiten wie Ambient („Blood On The Hands) und harte Riffs („Rock“) sowie Feldaufnahmen (das zum Lied gewordene Knistern und Atmen „The Town Without People“).
Die zwei Akkordeon-Improvisationen („Feeling Blue“ – das Instrument klingt wie eine Kirchenorgel; „The Dying Soldier With The Akkordeon“ – abartig zwischen Volkslied und Noise) stammen von Komplize Peter Katina. Insgesamt versprüht diese Ansammlung von teils fragmentarisch, teils rund wirkenden Kompositionen erfreulicherweise und wider Erwarten Kurzweil, auch weil sie unabhängig von den dazugehörenden bewegten Bildern funktioniert.
FAZIT: David Kollar wildert zwischen russischen Sprechexten, brutalen Störgeräusche und anheimelnden Liedstrukturen auf ganz eigenem Boden. Seine „Film Soundtracks And Ideas“ darf man auch als Nicht-Eklektiker und Verächter der Musik-Intelligenzia gut finden, weil sie urtümliche Emotionen ansprechen.
Punkte: 13/15Erschienen auf www.musikreviews.de am 06.10.2012
Mikhail Verner
David Kollar
Daniel Spiner
Peter Katina
Hevhetia / Hev-Het Tune
65:32
10.12.2010