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Dawnbringer: Into The Lair Of The Sun God

Stil: Heavy Metal

Cover: Dawnbringer: Into The Lair Of The Sun God

Klar, für alle, die das Talent von Chris Black erst jetzt entdecken und sich Lobesworte von der Presse in den Mund legen lassen, wird „Into The Lair Of The Sun God“ zu einem der Alben des Jahres stilisiert werden. Tatsächlich aber ist es eines der schwächsten von DAWNBRINGER.

Ähnlich wie auf dem fiebrig kurzen „In Sickness And In Dreams“ erzählt Chris Black eine zusammenhängende, inhaltlich auf den ersten Blick ein wenig platte Story, und sowohl die typisch dichten Twin-Gitarren als auch die dünne, aber charismatische Stimme des Machers, beides Trademarks der Gruppe, verheißen von Anfang an einen hohen Wiedererkennungswert. „I“ ist inhaltlich noch das greifbarste Stück, verbindet Selbstzweifel und Aufbegehren mit einem Meeresmotiv und bleibt rhythmisch arg montoton, zumal die Drums gerade was die Becken betrifft unterbelichtet klingen. Der Galopp „II“ verstärkt diesen Eindruck zusätzlich, versprüht aber wenigstens Energie, die vor allem zum Ende der Scheibe hin zu kurz kommt.

Schon „III“ ist schnaufend und stampfend im mittleren Geschwindigkeitsbereich angesiedelt, obgleich mit einem Refrain zum Recken der Fäuste. Auch hier klingt wieder das dritte Album an, wenn Black im (zu langen) Endteil den Titel mit tiefer Stimme rezitiert. Das Haken schlagende und melodiös Bass-starke „IV“ ginge dann fast als Kopie von „Anomie“ oder „Midnight“ durch, den Schlüsselstücke von damals, wäre es nicht länger und mit einer gelungen stimmungsvollen Bridge versehen. Zweifellos handelt es sich hierbei um den besten Song auf „Into The Lair Of The Sun God“.

Ruhe forcieren DAWNBRINGER mit dem über weite Phasen unverzerrten „V“, das wie eine Ballade zum Schunkeln oder Schwenken der Feuerzeuge funktioniert. In den Achtzigern hätte man von Stadion-Mucke gesprochen, und auch „VI“ sowie „VII“ gehen in Richtung Hardrock, letzteres in epischer Form, wobei die Musik zu simpel bleibt, weil Black den Text ins Schlaglicht rückt. Mit „VIII“ und „IX“ verlässt er die gegebenen Koordinaten nicht: Schleppend und mit dem Rhythmus von MANOWARs „Blood Of My Enemies“ versehen ist das erste Stück, dazu nicht minder einfallslos als der Rausschmeißer.

Man mag die eigenwillige Behäbigkeit auch mit Hinblick aufs Konzept rechtfertigen und als gelungene Dynamik deuten, quasi vom hitzigen Beginn zum gesetzten Ende, aber in Anbetracht des allenthalben durchschnittlichen Songwritings kann von einem fabelhaften Album keine Rede sein. Die verschiedenen Klangfarben der jeweiligen Solos, von psychedelisch über virtuos bis hin zum narrativen Song im Song, sowie der stimmige Fluss der Scheibe sind ihre eigentlichen Vorzüge.

FAZIT: „Into The Lair Of The Sun God“ legt Zeugnis über den originellen Stil von DAWNBRINGER innerhalb des klassischen Heavy Metal ab, schwächelt aber klanglich (auch früher ein Problem des Projekts) und kompositorisch. Im Übrigen darf man hoffen, dass Chris Black nicht von den (deutschen) Metal-Medien gebauchpinselt wird, bis er sich totlacht. Kein Tausendsassa kackt nur Goldstücke, und anders als gewisse Meinungsbildner gefällt diesem Rezensenten SUPERCHRISTs neuer Teller „Holy Shit“ besser als diese Platte.

Punkte: 8/15

Erschienen auf www.musikreviews.de am 01.06.2012

Tracklist

  1. I
  2. II
  3. III
  4. IV
  5. V
  6. VI
  7. VII
  8. VIII
  9. IX

Besetzung

  • Bass

    Chris Black

  • Gesang

    Chris Black

  • Gitarre

    Chris Black, Scott Haskitt, Scott Hoffman, Matt Johnsen, Bill Palko

  • Schlagzeug

    Chris Black

Sonstiges

  • Label

    Profound Lore

  • Spieldauer

    44:03

  • Erscheinungsdatum

    25.05.2012

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