Dieses Kollektiv entstand 2005 anlässlich einer Kunstausstellung von Dead beziehungsweise Jón Sæmundur im städtischen Museum von Reykjavik. Der studierte Gafiker lebt seit 1994 mit der Diagnose HIV positiv und hat sich den Satz „He who fires death cannot enjoy life“ zum Motto gemacht. Bei der Umsetzung dieses Quasi-Soundtracks halfen ihm Henrik Björnsson von SINGAPORE SLING (hörenswerter Psych, jüngstes Album „Never Forever“) und Ryan Carlson Van Kriedt (THE ASTEROID #4, traumhaft schöner Düster-Pop, aktuell „The Journey“).
Am ehesten lässt sich die Musik von DEAD SKELETONS als Space Rock bezeichnen, woraus die Macher in „Dead Mantra“ (hier wird der Leitspruch vorgebetet) „und Om Mani Peme Hung“ keinen Hehl machen, doch auf „Dead Magick“ gibt es eine Menge mehr zu entdecken, gleichzeitig da sich die Songs prima zur Berieslung aus dem Hintergrund eignen, wie es sich eben für eine Ausstellung schickt. Mit „Kingdom Of God“ wird es waviger und damit auch zeitlich kompakter. Die Arrangements sind flächendeckend, so dass viele Klänge bloße Andeutungen zu sein scheinen, statt konkret auf eine bestimmte Fährte zu führen. Die oft grummelige Radio-Stimme aus dem Off trägt dazu bei, diesen Eindruck zu verhärten.
In „Psychodead“, einem Garagen-Rocker mit Schweineorgel, sowie dem hypnotischen „Get On The Train“ wird die Stimme klarer, während ein monotoner Beat und schrille, aber nicht unangenehme Geräusch – der Sound ist insgesamt wunderbar warm – einen Hauch Früh-Industrial versprühen. Der erste Teil des Titelstücks hingegen bringt synthetische Beats und Tasten-Sounds zu Gehör, verbleibt abgesehen von ein wenig Nuscheln instrumental und erinnert an einen Score zu einem frühen Experimental-Horrorfilm, wohingegen „Ask Seek Knock“ (Frauengesang, Schellen und wabernde Keyboards zu sachte angeschlagenen Gitarren, das Ganze mit schrägen Effekten versehen) wie Erbauungsmusik aus dem Nahen Osten (oder wahlweise den Sixties im Hippie-Westen) anmutet.
Ähnlich gestrickt ist „Ljósberinn“: Der Titel wird leise immer wieder aufgesagt, während die hohen Melodien von tief rumpelnden Bässen konterkariert werden, wodurch der Hörer in einen Schwebezustand versetzt wird. Dass die Aufforderung „Live! Lifðu!“ rockiger ausfällt, steht zu erwarten, und tatsächlich poltert der Track zwar immer noch bedächtig, aber dafür noch eingängiger ins Ohr als die vorigen. DEAD SKELETONS ziehen diese Zudringlichkeit jedoch nicht aus den Texten, bei welchen es sich allenthalben um Fragmente handelt, sondern aus ihren gelungenen Mini-Motiven, seien sie rhythmischer oder melodischer Natur. In „When The Sun“ nimmt dieses Prinzip Hit-Ausmaße an, womit die Gruppe ungefähr so klingt wie kaputte SMITHS oder gediegene PIXIES.
Das stampfende „Yama“ ist ein später Höhepunkt, ehe das dröhnende Outro „Dead Magick II“ ein langes, aber ereignisreiches Album abschließt, das am besten an einem Stück unterm Kopfhörer genossen werden sollte. Trotz des dämmerigen Charakters wirkt diese Musik höchst lebensbejahend und keineswegs wie triviale Berieslung, die Cocktail-Schlürfer gleichgültig zur Kenntnis nehmen, während sie auf Bilder glotzen.
FAZIT: „Dead Magick“ ist ein mit wenigen Stilmitteln abwechslungsreich gestaltetes Konzeptalbum mit typisch isländischem Eigensinn, das man hierzulande besonders der Sulatron-, Nasoni- und Elektrohasch-Klientel empfehlen darf.
Punkte: 11/15Erschienen auf www.musikreviews.de am 05.11.2012
Jón Sæmundur, Henrik Björnsson, Ryan Carlson Van Kriedt, Monks of the Dead Temple
Dead / Cargo
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14.09.2012