Das einst aus sechs Mitgliedern bestehende DIABLO SWING ORCHESTRA hat aufgestockt und ist dank Posaunist Daniel Hedin und Trompeter Martin Isaksson von nun an ein Oktett. Ein Schritt, der sich deutlich auf den Bandsound ausgewirkt hat, denn das Debüt „The Butcher's Ballroom“ war noch recht freaky, der Nachfolger „Sing Along Songs For The Damned & Delirious“nicht mehr ganz so, wenngleich noch immer weit draußen, und auf „Pandora's Piñata“ zeigen sich die acht weitaus aufgeräumter.
Mittlerweile halten sich die klassischen, metallischen, poppigen, mexikanischen, opernhaften und swingenden Anteile ziemlich die Waage, und Ausreißer wie „Black Box Messiah“ oder das orientalisch-progressive „Mass Rapture“ sind da eher Ausnahme als Regel. Doch alleine dieser ungewöhnliche Cocktail ist Alleinstellungsmerkmal genug, denn welche Band hat es sich bislang denn schon getraut, Mariachi, Dramapop, Big Band Swing, Metalschwarte und Streichereinlagen zu einem progressiven Großen und Ganzen zu modellieren? Eben, mir fällt auch keine ein.
Auch kompositorisch hat sich einiges getan. In ihren frühen Tagen waren die Stücke, wenn auch im positiven Sinne, noch eher eine Freakshow der Arrangements, und heuer laufen die Songs in eher geordneten Bahnen. Das jedoch, ohne auf Überraschungsmomente zu verzichten. Nach wie vor weiß man nie so genau, was als nächstes geschieht - lediglich durchdachter wirken die Gefüge, und das macht die Nummern um einiges eingängiger.
Was sämtliche Instrumentalisten - inklusive Gastmusikern und Mikrofonnutzender Mitglieder sind es sage und schreibe achtzehn! - auf der neuen Scheibe leisten, ist oberste Güteklasse, und über all dem thront Annlouice Loegdlunds Stimme, welche von Rock- bis Operngesang reicht. Doch auch Håkansson und Mantefors finden wieder den Weg an die Membrane, ebenso liefert ein großer Teil der Resttruppe Backinggesänge ab. Das Ergebnis ist erwartungsgemäß schrill, pompös, bunt und wuchtig und sollte auf den Einkaufszettel jedes Anhängers unkonventioneller, Genregrenzen niederreißender Tonkunst vermerkt werden.
FAZIT: Im Pressetext wurde ein anderes Magazin mit dem Satz zitiert, dass das teuflische Swingorchester Tim Burton's Traumband sei. Und das ist so verdammt wahr, denn im Grunde wäre die Musik dieser schwedischen Ausnahmeband der perfekte Soundtrack für einen skurrilen Film des Meisters - etwa in der Machart solcher Klassiker wie „Corpse Bride“, „Sweeney Todd“ und „Nightmare Before Christmas“ - vielleicht sollte die Band ihr neues Album einfach mal an den Kultregisseur schicken?
Punkte: 13/15Erschienen auf www.musikreviews.de am 14.05.2012
Anders Johansson
Annlouice Loegdlund, Daniel Håkansson, Pontus Mantefors
Daniel Håkansson, Pontus Mantefors
Pontus Mantefors
Petter Karlsson (Studio), Johan Norbäck (Live)
Daniel Hedin (Posaune), Martin Isaksson (Trompete), Johannes Bergion (Cello) und zehn Gastmusiker an Violinen, Viola, Kontrabass. Flöte, Klarinette, Oboe, Horn, Timpani und Mandoline
Candlelight Records
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14.05.2012