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Eïs: Wetterkreuz

Stil: Black Metal

Cover: Eïs: Wetterkreuz

„GEIST“ liefern mit ihrem dritten Album „Galeere“ ihr Meisterstück ab.“, schrieb der werte Kollege anno 2009 zum Vorgänger-Album. Da konnte man aufgrund relativer Weichspülung geteilter Meinung sein, jetzt hat man aber wieder etwas mehr Härte in den Sound gepackt, ist vom Quintett zum Duo geschrumpft, hat den Namen zu EÏS verkürzen müssen und liefert mit „Wetterkreuz“ intelligent gemachten deutschen Black Metal ab.

Black Metal mit seiner verqueren Symbolik, erst deutlich nach der Urzündung hinzugefügtem Satanismus und grau-braunem Misanthropen-Gehabe kann Pickel verursachen, aber es gibt glücklicherweise eine Menge Bands, die sich einen Scheiß um Konventionen scheren und ihr Ding durchziehen. EÏS sind eine von ihnen, da beißt die Maus keinen Faden ab.

Und EÏS klingen nach EÏS, nicht nach einer belanglosen Kopie eines belanglosen Originals. Hört man die Band nebenher, begeht man einen Fehler. Die Musik ist stimmungsvoll durch viele Details, düster und hoffnungslos. Ihre Kraft kommt nicht aus dem Vorschlaghammer, sondern aus der langsamen Entwicklung in den überlangen Songs und aus dem harschen deutschen Gesang. Die Melodien entwickeln sich im Hintergrund im ständigen Fluss, trotz allem ist „Wetterkreuz“ nie progressiv, sondern behält trotz gelegentlichem Keyboardeinsatzes Haftung am kargen kalten Felsen, der ein treffendes Sinnbild für das Album ergibt, das von Kinski-Sprach-Samples ausgesprochen passend vermittelt wird.

Also alles toll hier? Jein, manchmal würde man sich etwas kompaktere Melodien wünschen, Songs, die schneller auf den Punkt kommen, weniger Mainstream und mehr ursprüngliches Geholze. Vielleicht hätte es dem „Wetterkreuz“ gut getan, aus raueren Material gezimmert worden zu sein? Aber das ist Jammern auf hohem Niveau. Ich frage mich nur gerade, ob Klaus Kinski Freude an Black Metal gehabt hätte?

FAZIT: EÏS sind GEÏST und haben mit „Wetterkreuz“ die Klippen der Heimat erreicht. Black Metal, der auch Mainstream-Hörer ansprechen dürfte, die nicht unbedingt musikalische Extreme ausloten wollen, aber trotzdem auch den Metaller begeistern kann.

Punkte: 11/15

Erschienen auf www.musikreviews.de am 26.11.2012

Tracklist

  1. Mann aus Stein
  2. Auf kargen Klippen
  3. Wetterkreuz
  4. Am Abgrund
  5. Bei den Sternen
  6. Thou Whose Face Hath Felt The Winter's Wind (bonus track)

Besetzung

  • Bass

    Alboin, Schwadorf ( Thou Whose Face Hath Felt The Winter's Wind)

  • Gesang

    Alboin

  • Gitarre

    Alboin, Abarus (Mann aus Stein), Nostarion (Mann aus Stein)

  • Schlagzeug

    Marlek

  • Sonstiges

    Klavier – Martin Wiese (Mann aus Stein)

Sonstiges

  • Label

    Lupus Lounge

  • Spieldauer

    55:31

  • Erscheinungsdatum

    28.09.2012

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