Sie sind - trotz des deutsch anmutenden Bandnamens - so etwas wie die russische Antwort auf APOCALYPTICA. Vier Damen, die mit Violine, Bratsche und Cello ihre eigenen Variationen bekannter Hits darbieten. Aus musikalischer Sicht gesehen ist das nichts weltbewegend Neues, umso mehr wird um EKLIPSE viel Geheimniskrämerei betrieben und die Optik ins Blickfeld gerückt.
Wenn man im Internet nach Informationen über die Damen sucht, findet man nicht viel. In erster Linie die Bilder, die auch das Debütalbum "A Night In Strings" zieren. Da posen die durchaus ansehnlichen Mädels entweder in schwarzem, aufreizendem Gothic-Look oder in viktorianisch anmutender Reizwäsche. Auch die Homepage geizt mit echten Hintergründen. Stattdessen wird den Vieren ein vermeintlich geheimnisvolles Image übergestülpt, das ein wenig übertrieben sexuelle und künstlerische Aspekte miteinander vermengt. Authentisch geht anders, aber was zählt, ist ein stimmiges Image und sei es noch so an den Haaren herbeigezogen. Man darf gespannt sein, wie die Antworten auf die Interviewfragen aussehen werden.
Hört man sich die zehn Stücke auf "A Night In Strings" an, so stellt man fest, dass die Musik auch ohne das aufreizende Image funktioniert. Eigene Stücke gibt es keine, EKLIPSE interpretieren ausschließlich große Mainstream-Hits bzw. spielen zwei Soundtrack-Songs nach. Dabei schielt man mit der Auswahl von Songs von HURTS, DEPECHE MODE, LINKIN PARK und dem Hauptthema der Twilight-Filmreihe auf ein Gothic-affines Publikum, mit den Nummern von JUSTIN TIMBERLAKE, LADY GAGA, SNOW PATROL und COLDPLAY hingegen wendet man sich komplett dem Pop-Mainstream zu. Es fällt aber auch auf, dass sich EKLIPSE Songs ausgesucht haben, die mit großen, gerne auch melodramatischen Melodien aufwarten, was natürlich bestens zur Inszenierung mit den Streichern passt. Ganz dezent werden ab und an Percussions, Keyboards oder Chöre eingesetzt, das dient aber wirklich nur der Untermalung, die Streichinstrumente stehen komplett im Vordergrund.
Man muss das Konzept von EKLIPSE nicht zwingend gut finden, aber man muss den Damen attestieren, dass die nicht nur ihre Instrumente verdammt gut beherrschen, sondern auch, dass ihre Interpretationen überaus stimmig arrangiert sind. Die erste Geige ist zumeist für die Umsetzung der Gesangslinien zuständig während die drei anderen Instrumente das Grundgerüst der Songs nachstellen. Das zumeist nah am Original, so dass man, wenn man die Lieder gut kennt, sie problemlos im Kopf mitsingen kann. Wenn man zudem ein Faible für klagende Geigenklänge hat, kann es durchaus passieren, dass einem bei "Wonderful Life", "In The End" und "Home" wohlige Gänsehautschauer der Ergriffenheit über den Rücken fließen. Das im direkten Vergleich mit den anderen Nummern weniger schwermütige "Cloudbusting" fällt ein wenig aus dem moll-lastigen Rahmen. Die am wenigsten bekannte Melodie dürfte die des "Mumbai-Theme" aus dem Soundtrack des 1995er-Films "Bombay" sein, die jedoch ist wunderschön und deutlich stimmungsvoller als das "New Moon-Theme".
FAZIT: Man darf gespannt sein, wie EKLIPSE sich auf der Bühne schlagen. Das kann man bei der laufenden Tour mit NIGHTWISH genauso erleben, wie auf dem diesjährigen Amphi Festival. Das ganze optische Image-Brimborium wirkt übertrieben, die Musik spricht eigentlich für sich, wenn man Gefallen an Klassikadaptionen bekannter Melodien hat.
Punkte: 11/15Erschienen auf www.musikreviews.de am 13.04.2012
Miss E., Scarlett (beide Violine), Viola (Bratsche), Helena (Cello)
Mrs Green / Soulfood
39:00
30.03.2012