Der ektomorphe Mensch ist langarmig und schmalbrüstig. Farkas Zoltáns Musik ist nicht erst neuerdings langatmig und schmalspurig, denn die SOULFLY-Worship-Formel war allenthalben ein Album lang lustig.
Was möchten die Magyaren mit “Black Flag” noch sagen, was sie nicht bereits vor zehn Jahren verzapft haben? Die „Fuck“-Dichte bleibt hoch, hinzu kommen pseudo-atmosphärische Momente, wenn unbedarft der Verzerrer aus der Aufnahme-Schleife (nur echt aus der Tue-Madsen-Retorte) genommen wird, sowie im möglichen Rahmen melodische Refrains („Unscarred“), die der Nachhaltigkeit dienen sollen – wären EKTOMORFs Spiel- und Kompositionsvermögen nicht bloß so dürftig.
„Cut It Out“ ist praktisch ein einziger Breakdown mit latenter Krampf-Psycho-Attitüde, die sich selbst verbissenste Nu-Metaller (noch so ein Kandidat: „Sick Love“) heuer verkneifen, und überhaupt klingt alles, was über Riff-Riff und Brusttrommel-Brusttrommel hinausgeht, wie Flitter, Zierrat und Gimmick. Jedenfalls trägt es null zum Gehalt der Musik bei. Wenn gar nichts mehr geht, blökt Farkas einfach den Titel des jeweiligen Songs ins Mikro, bis auch der letzte Trottel verstanden hat, dass hier nichts zu holen ist. Während der mitleiderregende Akustikgitarrenübung „Angels Enemy“ (wir erheitern uns immer noch über die jüngste „Unplugged“-Scheibe der Band) schaut der Fan auf die Uhr: „Wann gibt’s endlich wieder auf die Fresse?“
Ruhig, Brauner. „Enemy“ und „Fuck Your God“ (bestes Stück: angemessen prollige Punk-Schlagseite) schlagen nämlich wieder kräftig zu, möglichst mit einem stumpfen Gegenstand, wohingegen die Knaben während „Never Surrender“ liebend gern MACHINE HEAD wären. „Feel Like This“ verleitet zum Schmunzeln, wenn der Frontmann abseits des thrashigen Refrain-Beats mit Akzent Gift und Galle sprechsingspuckt und am Ende einen völlig unpässlichen emotionalen Nöl-Part einfügt. „Kill It“ bleibt nur wegen des einleitenden Samples über den amerikanischen Mörder und Vergewaltiger John Albert Gardner im Gedächtnis – und wo wir gerade beim Schmunzeln sind: Man könnte fast über den Bonustrack lachen, die unbeholfene Cover-Version von „The Pretender“ (FOO FIGHTERS), wäre sie keine armselige Frechheit. Wie viele ehrgeizige, gehaltvolle Bands ringen um einen Plattenvertrag, und wie viele taube Labels reichen EKTOMORF durch, weil es offensichtlich Primaten gibt, die diese Grütze mit Wonne hören?
FAZIT: EKTOMORF stehen abgesehen von substanzlosen Grundschüler-Riffs und abgegriffenen Beats vor schreiberisch dürftigem Hintergrund immer noch für die thematisch widerwärtige Einmannshow des Schattenboxers (wo sind deine ach so bösen Feinde?) Farkas Zoltán - ein Mischling aus von Frauchen gekränktem Gockel und dickem Watz, der „no weapon“ braucht, weil er seine „fists“ hat. Wenn ihr das kauft, kriegt ihr nichts weniger als den Dreck, den ihr verdient: saubere Convenience-Mucke für Drohgebärden, die nie zur Schlägerei führen.
Punkte: 3/15Erschienen auf www.musikreviews.de am 21.08.2012
Szabolcs Murvai
Zoltán Farkas
Zoltán Farkas, Mike Rank
Robert Jaksa
AFM / Soulfood
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31.08.2012