Trend hin oder her und die wachsende Gefahr der Überfütterung mal außen vor gelassen: Letztlich ist alles Geschmackssache (sieht man hier ja auch am Cover) und wenn man auf den sogenannten Retro-Sound und Classic Rock steht, kann man sich über fehlende Glücksmomente derzeit wahrlich nicht beklagen. Dass man dabei langsam Schwierigkeiten bekommt, die ganzen Bands nach einem kurzen Hören auseinanderzuhalten, steht selbstredend auf einem anderen Blatt.
Auch die Spanier ELDORADO sind nicht davor gefeit, direkte Vergleiche ebenso mit alten Helden wie wohl mehr noch mit aktuell angesagten Kollegen heraufzubeschwören. Das ändert aber nichts daran, dass sie den guten Eindruck von "Golden", dem letzten Longplayer von 2010, mit ihrem neuen Dutzend im alten Sound mehr als nur bestätigen. Und genauso wie der Vorgänger erschien auch "Antigravity Sound Machine", aufgenommen in Toronto mit Produzent Richard Chycki (u.a. RUSH, DREAM THEATER), zuerst in der Heimatsprache unter abweichendem Titel ("Paranormal Radio").
Völlig zu Recht versucht das iberische Quartett weiterhin, die Erfolge in der Heimat auch auf den großen Musikmarkt auszuweiten. ELDORADO sind auch einfach zu gut, um ein regionales Dasein zu fristen. Was mit "Maybe Forever" sehr vital und rotzrockig beginnt, braucht mit Songs wie "Mr. Saturn", "Searching For Light" oder "Background Radiation" (checkt das Video bei YouTube) trotz oder auch gerade wegen der Parallelen zu Bands wie RIVAL SONS oder WOLFMOTHER den internationalen Vergleich absolut nicht zu scheuen. Zwischendurch erweitern immer mal wieder ein paar doomige Momente und Stoner-Rock-Elemente ("Another Bright Sunday") den Sound und wenn noch die Hammond dazukommt ("Like A Lost Child", "A Farewell To Remember") tropft die vertonte Lavalampe besonders schön und es tanzen bunte Lichter auf der auf dem Cover noch so farblosen Mustertapete.
Der Gesang von optisch seinem Namen alle Ehren machenden Jesús Trujillo wirkt an mancher Stelle zwar etwas zu angestrengt, gleichwohl passt er aber perfekt zur überwiegend eher getrübten Stimmung, die "Antigravity Sound Machine" umgibt. Auch wenn das quirlige "Space Mambo" mit seinen, äh, spacigen Gitarren diese These sofort zu widerlegen scheint: Frohsinn steht nicht vordergründig auf dem Programm von ELDORADO. Das bringen sie auch bei den (in der zweiten Hälfte etwas zu vielen) balladesken Stücken zum Ausdruck, wobei Songs wie "Kassandra" und besonders am Ende "Lady Of The Mountain" und "Blue Jay Wings" immer weiter in Richtung modern-melancholischem US-Rock wandern. Auch hier machen die Madrilenen keineswegs eine schlechte Figur, allerdings geht ihnen dabei doch etwas an Schneid verloren.
FAZIT: Ohne großes Gewese um momentane Mode-Wellen: Wer Bands wie GRAVEYARD, RIVAL SONS und WOLFMOTHER zu seinen derzeitigen Favoriten zählt, sollte spätestens jetzt auch diesen Spaniern seine Aufmerksamkeit schenken.
Punkte: 11/15Erschienen auf www.musikreviews.de am 10.11.2012
Cezar Sanchez
Jesús Trujillo
Andres Duende
Javier Planelles
Bad Reputation
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05.11.2012