Diese Schweizer Formation sorgt für kontroverse Reaktionen. Bei den einen als kommerzielle Schunkel-Flöten-Combo verschrien, zeigen steigende Verkaufszahlen, dass auch etliche Hörer durchaus etwas mit dem ELUVEITIE-Sound anzufangen wissen. Dieser setzt sich – wie schon auf dem Vorgänger „Everything Remains (As It Never Was)" – im Wesentlichen aus drei Elementen zusammen:
Die Basis bildet melodischer Death Metal der Göteburger Schule, sicher kompetent gespielt, aber auch schon hundertfach so oder ähnlich gehört. Meist im Refrain gesellen sich dann auf Original-Instrumenten gespielte keltische Folkelemente dazu, die zwar auch nicht durch die Bank innovativ klingen, aber häufig einfach sehr gut im Ohr bleiben und in der Kombination mit dem Metal-Anteilen schon Spaß machen. Das dritte Element bilden die Filmmusik-artigen Sequenzen, die gut zu historischen Epen wie Braveheart, Rob Roy und dergleichen passen würden.
Hier übernimmt meist Sängerin Anna Murphy das Ruder und wie auch schon auf dem Vorgänger sind diese Songs die absoluten Album-Highlights. Diesmal nennen sie sich „A Rose For Epona“ und vor allem „Alesia“, beides eindeutige Hit-Kandidaten, wenn auch hart an der Schmuse-Grenze. Ähnliche Ohrenschmeichler-Qualitäten haben außerdem noch die wesentlich Metal-lastigeren „Helvetios“ und „Uxellodunon“, die erneut das Händchen der Band für mehrheitsfähige Refrains beweisen.
Dazwischen tummeln sich allerdings auch einige eher unspektakuläre und vorhersehbare Beiträge, die ein bisschen nach Schema F gestrickt sind, ohne wirklich weh zu tun, „Neverland“ und „Havoc“ fallen z.B. in diese Kategorie. Trotzdem gibt es mit dem Hörspiel Intro/Outro, dem atmosphärischen Gesangs-Solo „Scorched Earth“ und zwei Instrumentals eigentlich keinen Grund zur Klage, was Abwechslung und Unterhaltungswert angeht.
Das Ganze wird zudem noch interessanter durch ein Text-Konzept, dessen Thema allen aktuellen und ehemaligen Latein-Schülern bekannt sein müsste, denn es geht um den gallischen Krieg, der vor 2000 Jahren von Julius Caesar vom Zaun gebrochen wurde und in dem auch die Vorfahren der Schweizer eine Rolle spielen. Soundmäßig wurde „Helvetios“ übrigens von Tommy Vetterli (CORONER) kompetent in Szene gesetzt.
FAZIT: Vielleicht braucht man einen leichten Hang zu keltischem Folk und pathetischem Filmmusik-Kitsch, um der Musik von ELUVEITIE etwas abgewinnen zu können. Aber abgesehen von ein paar Füllern kann man der Band nicht absprechen, dass sie das, was sie machen, gut machen. Wesentliche Unterschiede zum Vorgänger sind nicht auszumachen, außer dass die Hits diesmal erst gegen Ende des Albums kommen, aber die aufgezählten positiven Aspekte rechtfertigen eine Kaufempfehlung für die Zielgruppe durchaus.
Punkte: 9/15Erschienen auf www.musikreviews.de am 14.02.2012
Kay Brem
Meri Tadic, Anna Murphy
Simeon Koch, Ivo Henzi
Merlin Sutter
Mandolin, Uillean Pipes, Bodhràn, Tin & Low Whistles, Gaita - Chrigel Glanzmann; Fiddle - Meri Tadic; Hurdy Gurdy - Anna Murphy; Bagpipes, Whistles - Päde Kistler
Nuclear Blast
59:12
10.02.2012