ELVENKINGs Debüt „Heathenreel“ erschien 2001 – der Mix aus melodischem Power Metal und Folk hinterließ bei mir allerdings keinen allzu großen Eindruck, so dass die Italiener aus meinem persönlichen Blickfeld schnell wieder verschwanden. Angesichts der Qualität, die ihr mittlerweile siebtes Album namens „Era“ aufweist, muss man sich aber die Frage stellen, ob ich in den letzten Jahren nicht doch eine ganze Menge verpasst habe.
Zwölf Songs lang zeigt das Sextett einen gelungen Mischmasch aus hochgradig melodiösen Parts, knackigem Power Metal, munter-fröhlichem Folkrock und akustischen Passagen. Wer eine akute Geigen- und Fidel-Allergie besitzt, der sollte allerdings einen weiten Bogen um „Era“ machen, denn in den meisten Songs steht Violinist Lethien durchaus gleichberechtigt neben dem Gitarrenduo Aydan/Rafahel in vorderster Front.
Glücklicherweise rutscht man nur sehr selten in allzu fröhliches Kirmesgedudel ab, in aller Regel schaffen es die sechs Italiener, ihren Songs die richtige Härte zukommen zu lassen. Was beispielsweise vorzüglich auf „I Am The Monster“ zutrifft: Beim zackigen Power-Metal-Hit mit großen Chören hat Ex-SAVATAGE-Frontröhre Jon Oliva einen exzellenten Gastauftritt. Der gewichtige Oliva tritt noch ein zweites Mal auf „Era“ in Erscheinung, allerdings können seine Vocals die furchtbar schmalzige Triefballade „Forget-Me-Not“ in keinster Weise retten. Hoffentlich bleiben uns Auftritte der Band und Oliva im ZDF-Fernsehgarten erspart.
Gottseidank ist der ekelhaft süße Schmonzsong aber der einzige Ausfall auf Album Nummer sieben. Die anderen Nummern decken ein Spektrum zwischen hochmelodischem Power Metal mit teilweise fluffigem AOR-/Hardrock-Ambiente („Midnight Skies, Winter Sighs“, „We, Animals“ – super!, „Walking Dead“) und melancholischem Folk („A Song For The People“, „The Time Of Your Life“) ab, wissen mit liebevoll detaillierten Arrangements zu gefallen und finden in großartigen Refrains ihren regelmäßigen Höhepunkt.
FAZIT: Überraschung gelungen: ELVENKING zeigen, wie man Gitarre und Geige gleichberechtigt nebeneinander laufen lassen kann, zelebrieren auf „Era“ einen Spaß machenden Mix aus Metal und Folk. Wer bei Gute-Laune-Metal nicht, ähem, schlechte Laune kriegt, sollte mal ein Ohr riskieren.
Punkte: 10/15Erschienen auf www.musikreviews.de am 12.09.2012
Jakob
Damna
Aydan, Rafahel
Symohn
Lethien (Geige)
AFM Records
53:23
14.09.2012