Man kennt es bereits: Kaum die 20 überschritten und schon von Genre-Größen gebauchpinselt … So erging es Erick Steckel 2002, doch nach zehn Jahren solo (Einstand mit elf!) hat sich der junge Blueser immer noch nicht von seinen Idolen emanzipiert und liefert hochklassige Hausmannskost statt individuellem Blues ab.
In „Mississippi River“ und dem drückenden „Outlaw“ fällt die zu 100 Prozent adaptierte Intonation eines bestimmten Nachbarn auf, der als die Ikone der jungen wilden Blueser gilt und mit Anfang 30 längst gesetzt ist. Schweigt Steckel wie während „Found Out The Hard Way“ gänzlich, gelingt es ihm in der Tat, halbwegs originelle Stimmungsbilder zu zeichnen, auch wenn er den kommerziellen Blues Rock um keine Nuance erweitert. Mit „Sugar Sweet“ von Muddy Waters und Michael Burks' langem, schwelgerischem „Empty Promises“, das einigermaßen Gänsehaut provoziert („Last Night“ allerdings definitiv), befinden sich dankenswerterweise nur zwei Coverversionen auf dieser Scheibe.
„Highway Bound“ ist eine schmalzige Piano-Ballade voller Floskeln und könnte von jedem beliebigen Mainstream-Helden stammen. Mit dem Abschluss „From Your Blues Eyes To Mine“ ist dann auch definitiv ein Weichzeichner zu viel auf der Scheibe. „Day Drinkin'“ mutet als hypnotischer Stomp genauso redundant an wie der Shuffle „Love Me Or Leave Me“ mit seinen ewig gleichen Wendungen. Was in letzter Zeit allzu häufig im Blues-Bereich gilt, lässt sich auch auf Eric Steckel münzen: klasse Handwerk, aber wer soll all diese Zwölftakt-Einzelkämpfer auseinanderhalten, geschweige denn ihre Platten kaufen?
FAZIT: Lack ab, Überdruss? Falls nicht, bluest sich Eric Steckel nur im Detail schwächer als Joe Bonamassa und seine anderen Epigonen in die Herzen der Nicht-genug-Bekommer. Ist der Star bereits zu Lebzeiten ein neuer Hendrix, was seine freiwilligen Sklaven betrifft? Es scheint beinahe so.
Punkte: 6/15Erschienen auf www.musikreviews.de am 08.12.2012
Rick Prince
Eric Steckel
Eric Steckel
Eric Steckel
Andrew Haley
Just For Kicks
49:30
30.11.2012