Sicherlich waren und sind ERRORHEAD eine Zusammenrottung von Studio-Füchsen, allen voran Marcus Deml und Basser Frank Itt, doch das Quartett zeigt sich auf dem neuen Album „Organic Pill“ weit tiefgründiger als eine Combo, die nur zum Abdrücken zueinander gefunden hat.
Nach dem stimmigen Schmatzer „Let Me Get Down“, einem rechten Ohrwurm, hängen ERRORHEAD gleich eine Ballade an. „I'm Just Existing“ lebt von Graesers rauchiger Stimme und stünde jeder Melodic-Hardrock-Band gut. Natürlich können diese Männer aber mehr: „One Of Those Days“ emuliert U2 ohne Bono-Pathos, und als wollte man mit dem Zaunpfahl winken, heißt der nächste Song „Irish Kids“. Dabei handelt es sich allerdings wie bei „Mr. Gonzales“ und dem Titelstück um ein farbenfrohes Fusion-Gärtchen, in welchem sich insbesondere Deml austoben darf.
„Fool In Love“ kracht dafür umso heftiger und schrammt mit seinen Bläsern-Sounds an Big-Band-Schemata vorbei. Wiederum ist es der Frontmann, der für Nachhaltigkeit sorgt. Weitere Hooks gefällig? Dann bitte zu „Star“ und dem virtuos funkigen „Be Yourself“ skippen. „Big Heart“ und „Rainy Day“ schunkeln hinterher ein wenig zu unauffällig, aber so kennt man es von Alben ausgekochter Souveräns. Nichts weniger ist „Organic Pill“, wenngleich substanziell insbesondere in puncto Lyrics und Arrangements. Wer dabei die Instrumentalstücke verwinden kann, wird kurzweilige 60 Minuten damit verbringen.
FAZIT: „Organic Pill“ ist eine geschlossene Scheibe moderner Rockmusik mit erstklassiger Instrumentalarbeit und inhaltlich genügend Tiefsinn, um nicht zur bloßen Muckerscheibe zu verkommen – kein Muss, aber zur Ergänzung sicherlich feister Liveshows eine Erwägung wert.
Punkte: 9/15Erschienen auf www.musikreviews.de am 16.03.2012
Frank Itt
Andrew Graeser
Marcus Deml
Marcus Deml
Zacky Tsoukas
Big Lake / Rock The Earth
60:09
23.03.2012