Gerade eben live erlebt und für gut befunden, besticht dieser Schweizer mit kanadischer Hintermannschaft auch auf seinem Album mit durch die Bank frischer Musik im weiten Blues-Kontext. Der funky und Percussion-schwangere Titelsong und Opener stammt natürlich von Luther Allison, also horcht der Freund des Reinheitsgebots auf.
Spielt ANDERHUB auch fast nur nach, gehört er nicht zu den Verfechtern des konservativen Klangs, woran vermutlich auch die zeitgemäße Produktion aus dem kanadischen Montréal teilhat. John Lee Hooker erhält in „Dimples“ ein Facelifting, und Buddy Guys „Midnight Train“ wird kräftig mit Frauenstimme angefettet. Die Wendungen bleiben dabei die ewig gleichen, was dem Unterfangen aber angesichts der hörbaren Spielfreude keinen Abbruch tut. Das schwer rockig interpretierte „Trying To Find My Baby“ steht dafür ebenso Pate wie John Mayers „Come When I Call“ und der Bo-Diddley-Shuffle „You Don't Love Me“.
Otis Rush zollt der junge Mannschaftssportler – keine Egotrips, so weit das Ohr hört – mit dem slowen „Right Place Wrong Time“ Tribut, Chester Burnett mit dem Boogie „Love Me Darlin'“. Die Eigenkomposition zu Schluss wirkt kratziger, klingt aber nicht minder relaxt als der Rest der Scheibe. Wem dies zu wenig ist, der begreift nicht, dass es sich hierbei eben um ein „Blues Thing“ handelt.
FAZIT: Man muss diese Scheibe sicherlich selbst als Blues-Fanatiker nicht haben, doch wer den Kerl live gesehen hat und die Nachhut fördern möchte, macht mit „It's A Blues Thing“ nichts falsch. Coverscheiben kriegen trotzdem keine Punkte.
Erschienen auf www.musikreviews.de am 02.02.2012
Françis Perreault
Fabian Anderhub
Fabian Anderhub, Keven Charette
Kaven Fournier
Rock The Earth / Big Lake
40:38
27.01.2012