Das bekannteste Mitglied dieser Düsseldorfer Debütanten dürfte Ex-WARRANT-Klampfer Oliver May sein. FERROMANIC frönen jedoch einer eher geschliffenen Form von Metal als die Ur-Speed-Teutonen, wobei aber authentisches German-Steel-Aufbruchs-Feeling entsteht.
Dies liegt zum einen an Achim Hopfs herrlich quengeliger Stimme mit Jung-Dickinson-Vibrato, zum anderen an der hibbeligen Gitarrenarbeit und positiven Stimmung ohne aufgesetzte Heiterkeit. FERROMANIC sprühen vor Energie und bringen dabei auch die notwendigen Songs mit: „2090 AD“ und „Precession“ weisen nicht zuletzt wegen der Rasenden Solos, aber auch dank der jeweils packenden Hooklines bei gleichzeitig flottem Tempo („Dystopia“!) nicht wenigen alten Hasen den Weg, die heuer noch haltbar klingen wollen.
Mit „Love Turns To Hate“, später auch dem triumphalen „Nightshade“ sowie dem sleazy anmutenden „You're Gonna Love Me To Death“ (eher schwach), schlagen traditionelle Groover im mittleren Geschwindigkeitsbereich zu Buche, die aber trotzdem noch treiben und etwas SAXON- bis ACCEPT-Flair verbreiten. Überhaupt inszenieren FERROMANIC das Bewährte geschmackvoll modern, denn angestaubt klingt auch der erneut rasende Folgesong „Seventh Seal“ nicht. Das Gespür der Combo für kompositorischen Fluss eint sie mit zeitgenössischen Vertretern eigentlich aller harten Stile, die von Strophe-Refrain-Schemata hin und wieder abkehren.
Dies tun die Düsseldorfer indes nicht, und folglich fällt das halb balladeske „Nothing Last Forever“ (stimmt, an POLTERGEIST erinnert diese Scheibe manchmal ein bisschen) konservativ aus, wiewohl ohne Liebes-Kitsch und mit hörenswerter Geoff-Tate-Darbietung. „Hero Or Demon“ beziehungsweise „Escape From The Dungeons“ und „End Of All Days“ hämmern wie selten im Thrash-Gestus und besitzen einen umso melodiöseren Chorus. „Outro“ und fertig, wie in alten Zeiten? Schon, aber mit moderner Frische versehen.
FAZIT: Wären FERROMANIC untight, jung und aus Schweden, würden sie als nächste Hype-Sau durchs Classic-Speed-Metal-Dorf getrieben, vorzugsweise noch mit „Occult“-Totschlagargument. So gereicht es ihnen zum hoffentlich nicht übersehenen Untergrund-Klassiker. Stark und sympathisch, diese Scheibe!
Punkte: 11/15Erschienen auf www.musikreviews.de am 28.11.2012
Adrian Langer
Achim Hopf
Oliver May
Phillip Parusel
Eigenvertrieb
53:12
19.10.2012