Nein, man muss nicht aus Irland stammen, um den dortigen Folk gut zu finden. Das ist nichts Neues, und die Deutschen FIDDLER'S GREEN haben sich mit der Widerlegung gegensätzlicher Gedanken über die Jahre hinweg einen Namen gemacht. Diese im Frühjahr 2011 aufgenommenen Livesongs zeugen von der anhaltenden Frische der Combo – Klischees nicht ausgeschlossen, aber gerne mit Augenzwinkern verbrämt.
Traditionelles Liedgut wie „Irish Rover“ „The Jolly Beggar“ (recht schnoddrig vorgetragen), „Charlie“, „As I Roved Out“ (im Reggae-Beat), der knapp perkussive Zwischenhappen „Cripple Creek“, „Bugger Off“, „Mary Mack“ (hibbeliges Highlight), das flotte „The Creel“ und das verschmitzte „Don't Come Again“ hört man nicht zum ersten Mal, dafür jedoch energetisch vorgetragen und klasse live eingefangen. Das eigene Liedgut von FIDDLER'S GREEN klingt – für die, denen die Band noch nicht bekannt ist, falls es diesen Schlag Hörer gibt – weit weniger programmatisch nach Irish Folk, wie man ihn sich vorstellt.
Die Ballade „Free Man“ steht exemplarisch dafür, ebenso die sinnig punkigen Feger„Empty Pockets, Empty Fridge“ und „Folk's Not Dead“. Dass die leutseligen Eigengewächse „Days Of Yore“ und „Rose In The Heather“ sowie das elegische Instrumental „Apology“ die tatsächlichen Highlights dieser randvoll bepackten Scheibe sind, spricht für die Macher. So wenig Kitsch bei so vielen gefährlich schroffen Klippen ringsum ist eine respektable und im Falle dieser Musik auch zeitlose Leistung.
FAZIT: FIDDLER'S GREEN lassen auf den Brettern die Hosen runter und überzeugen mit würdevoll interpretierten Standards sowie eigenen Erzeugnissen, die im Gegenteil nicht abfallen, sondern die Zierde von „Acoustic Pub Crawl“ darstellen – was Insider wie angedeutet natürlich längst wussten. Hoch das Guiness!
Erschienen auf www.musikreviews.de am 05.10.2012
Rainer Schulz
Pat Prziwara, Ralf Albers
Pat Prziwara, Ralf Albers
Frank Jooss
Tobias Heindl (Fiddle, Glockenspiel), Stefan Klug (Akkordeon Bodhrán, Melodica)
Deaf Shepard / Indigo
68:57
21.09.2012