Power Metal made in Europe – da bekommt der eine oder andere sicher schon Maulsperre. Aber, keine Bange: Auf „Revelant“, dem zweiten Album der Dänen FORCENTURY, gibt’s keinen Standard-08/15-Euro-Power-Metal á la SABATON, sondern eine höchst eigenständige Auslegung, die mit Progressive, Gothic und Bombast Metal sowie AOR kokettiert.
Klingt schräg? Klingt schräg! Es dauert einige Durchgänge, ehe „Revelant“ zündet, und das liegt gar nicht einmal daran, dass die Songs zu komplex wären oder zu wenige Hitfaktoren aufweisen würden. Ich kann noch gar nicht einmal richtig sagen, woran es liegt. Möglicherweise liegt es an der Stimme von Sänger Johnn Thunder, der eine ziemlich außergewöhnliche Stimme besitzt und diese mit extrem viel Pathos und Exaltiertheit einsetzt. Möglicherweise war das bei den ersten Hördurchgängen ein wenig abschreckend, aber wenn man sich an die doch ziemlich gestelzt daherkommende Art des Sängers gewöhnt hat, funktionieren auch die Songs.
Und die bieten eine ziemlich große Abwechslung, werden mal durchaus kräftig, scharfkantig und roh dargeboten, dann wieder bombastisch, keyboardlastig, ausufernd und ausschweifend, streifen den Bereich des melodischen Speed Metal ebenso wie den der gepflegten Schmuseballade. Die bereits erwähnten Gothic-Anleihen verleihen dem Album hier und dort einen düsteren Anstrich, was aber auf der anderen Seite durch fröhliche AOR-Melodien wieder ausgeglichen wird. Verdammt schwer zu greifen, dieses Album, und gut möglich, dass sich FORCENTURY damit auch zwischen alle Stühle setzen – das freilich wäre aber schade, denn die musikalische Qualität stimmt, und der Mut der Band, neue Wege zu beschreiten, sollte nicht durch die Ignoranz der Fans bestraft werden. Am ehesten lässt sich noch KAMELOT als Referenzband anbringen, aber auch passt nur zum Teil.
FAZIT: „Revelant“ ist anders als jede andere Power-Metal-Scheibe, die Ihr im Schrank stehen habt. Wem das noch nicht reicht: „Revelant“ ist auch ein ausgesprochen starkes Metal-Album, bei dem Abwechslung großgeschrieben wird. Reinhören lohnt sich - sollte aber auch gemacht werden, da möglicherweise die Vocals nicht jedem zusagen.
Punkte: 10/15Erschienen auf www.musikreviews.de am 28.11.2012
Kristian Iversen
Johnn Thunder
Marc Masters, Jens-Christian Kijne
Jonas Landt
Mighty Music/Target
70:37
29.11.2012