Wahrlich epische einundvierzig Minuten kreativer Tonkunst beschert uns das vom neuseeländischen Washington ins australische Melbourne übergesiedelte Fourpiece GATHERER. Sammler sind sie in der Tat, denn offensichtlich haben die Musiker so einiges an Einflüssen aufgesaugt.
Denn QUEENsche Breitwand erlebt der Hörer genau so wie luftige oder auch tonnenschwere MEW-Phantasterei, SWANS'sche Klaustrophobie, Minimalelektronik ruhigerer NINE INCH NAILS, THE MARS VOLTA-Wahn, und auch die weiter angeführten Vergleiche mit CAVE-IN, GLASSJAW oder KLAXONS sind keinesfalls abwegig. Doch der Sound greift viel weiter, sodass dieses Namedropping nichts weiter als das Stecken kleiner Pin-Nadeln in eine riesige Landkarte darstellt.
Noise, sparsame Beats, blumig-zarte Melodien, verschachtelte Spielereien und brachiale, sperrige Klangmonstren wechseln sich ab mit akustikgewordenem Intellekt, Emotionalität, Kälte, Verträumtheit und Entrücktheit, wodurch es neben der Genrefrage auch hinsichtlich der Stimmungen kaum möglich wird, überhaupt eine Schublade ausfindig zu machen, in die GATHERER wenigstens so ein bisschen hinein passen, ganz egal, ob an allen Ecken und Enden etwas herausragt. Überall windet sich die Band heraus - und hat somit für sich ein eigenes Genre geschaffen. Zudem bleiben die Arrangements unglaublich spannend, und man fühlt sich auch nach zahlreichen Rotationen immer wieder kalt erwischt. Denn Beliebigkeit und Trivialität scheinen zwei Dinge zu sein, die der Band zuwider sind. Experimentalismus und Schlüssigkeit unter einen Hut zu bringen ist nicht vielen Musikern als Gabe in die Wiege gelegt worden - vier davon haben sich für diese Band zusammengefunden.
FAZIT: Faszinierend, wenngleich es so einiger Hördurchgänge bedarf, bis sich einem dieser ziemlich krasse Brocken erschlossen hat.
Punkte: 13/15Erschienen auf www.musikreviews.de am 23.09.2012
Samuel K. Sproull
Samuel K. Sproull, Alex Winter
Alex Winter, Jordy Pilgrim
Reuben Pilgrim
Red Tape Records
41:22
07.09.2012