Zurück

Reviews

Geoff Tate: Kings & Thieves

Stil: Rock

Cover: Geoff Tate: Kings & Thieves

Es ist schwierig bis unmöglich, eine Kritik zu einer Soloplatte von GEOFF TATE zu verfassen, ohne auf das Thema QUEENSRYCHE zu sprechen zu kommen. Wobei an dieser Stelle das Schmierentheater, das sich Tate mit seinen ehemaligen Mitstreitern liefert, besser ausgeklammert wird – es ist schlichtweg unwürdig. Nicht nur angesichts von rund 25 Millionen Platten, die QUEENSRYCHE bislang verkauft haben, sondern vor allen Dingen angesichts der einstmals vorhandenen nahezu unbändigen kreativen Energie, die die Band besaß.

Logisch ist aber, dass aus musikalischer Sicht bei einem Solowerk des Ex-QUEENSRYCHE-Sängers nach Querverweisen zu seinem früheren Betätigungsfeld gesucht werden muss – und bei „Kings & Thieves“, nach dem selbstbetitelten Werk aus dem Jahr 2002 das zweite Soloalbum des Sängers, muss nicht lange nach diesen Querverweisen gesucht werden. Es dürfte niemanden überraschen, dass der ebenso extrovertierte wie selbstverliebte Sänger nicht an „Empire“- oder „Operation: Mindcrime“-Zeiten anknüpft. Vielmehr steht auf „Kings & Thieves“ die bei Queensryche-Fans eher weniger beliebte Phase von „Hear In The Now Frontier“ und „Q2K“ bis „Tribe“ als musikalische Grundlage im Fokus.

Und damit ist natürlich klar: Niemand, der QUEENSRYCHE aufgrund von Songs wie „I Don’t Believe In Love“, „Walk In The Shadows“ oder „Jet City Woman“ vergöttert, wird in „Kings & Tieves“ eintauchen können. Stattdessen muss man zwingend das zweite Soloalbum von GEOFF TATE losgelöst von seiner metallischen Vergangenheit betrachten. Dann, und nur dann, bietet das Album einige gute Rocksongs. Was für Viele sicherlich erst einmal eine Überraschung ist. Der Opener „She Slipped Away“, das eindringliche „Take A Bullet“ oder das druckvolle „In The Dirt“ können durchaus überzeugen, auch das mit einem „Kashmir“-Gedächtnisriff ausgestatte „The Way I Roll“ und das positive, mit Gospelanleihen garnierte „These Glory Days“ sind Songs, die auf den genannten QUEENSRYCHE-Alben zu den besseren Songs gehört hätten. GEOFF TATE verzichtet – wenig überraschend – auf hohe Schreie, sondern singt weitgehend in normalen Tonlagen, was logischerweise besser zu den oft spröden und manchmal sperrigen Songs passt.

Es soll an dieser Stelle aber auch nicht verschwiegen werden, dass einiges auf „Kings & Thieves“ auch ohne das Gedenken an glorreiche QUEENSRYCHE-Zeiten nicht funktioniert. Wenn mancher Track – „Say U Luv It“, „Evil“ oder „Waiting“ mit seinen Saxophon-Generve beispielsweise – ohne Höhepunkte dahin plätschert, wenn die Grenze zwischen „spröde“ und „belanglos“ verwischt, dann erinnert man sich zwangsläufig daran, dass auch „Hear In The Now Frontier“, „Q2K“ und „Tribe“ seinerzeit mehr Schatten als Licht zu bieten hatte. Etwas mehr Dynamik, etwas weniger Alternative-Geschrammel würde guttun.

FAZIT: Anders als bei QUEENSRYCHE nach „Promised Land“ überwiegt auf „Kings & Thieves“ das Licht. Es scheint nicht gleißend hell, so wie auf „Empire“, „Operation: Mindcrime“ oder „Rage For Order“, aber es scheint. Und das hätte zumindest ich persönlich nicht erwartet.

Punkte: 9/15

Erschienen auf www.musikreviews.de am 07.11.2012

Tracklist

  1. She Slipped Away
  2. Take A Bullet
  3. In The Dirt
  4. Say U Luv It
  5. The Way I Roll
  6. Tomorrow
  7. Evil
  8. Dark Money
  9. These Glory Days
  10. Change
  11. Waiting

Besetzung

  • Bass

    Chris Zukas, Kelly Gray

  • Gesang

    Geoff Tate

  • Gitarre

    Kelly Gray

  • Keys

    Randy Gane

  • Schlagzeug

    Gregg Gilmore

Sonstiges

  • Label

    Inside Out

  • Spieldauer

    51:50

  • Erscheinungsdatum

    26.10.2012

© Musikreviews.de