Tim Yatras dürfte wohl zu den umtriebigeren Musikern im Bereich des australischen Extrem-Metals zählen, so war und ist er unter anderem an Bands und Projekten wie AUSTERE, GREY WATERS, NAZXUL und WOODS OF DESOLATION beteiligt. Darüber hinaus schreibt er Songs im Bereich des J- und K-Pops (steht für japanischen bzw. koreanischen Pop). Wer sich schon mal mit AUSTERE und WOODS OF DESOLATION befasst hat, der weiß zudem, dass Tim in der Lage ist, ziemlich unmenschliches Geschrei von sich zu geben.
Seit 2003 geistert die Idee zu GERM in Tims Kopf herum, 2006 erschien eine erste EP und nach einer längeren Pause begann er 2009 mit der Arbeit am ersten Album. Wegen anderer Projekte kam er jedoch wieder ins Stocken, bevor er im Februar 2011 die Arbeit wieder aufnahm und endlich auch zu Ende brachte. Nun liegt mit "Wish" ein Resultat vor, mit dem Tim nichts anderes zu tun hat, als Grenzen auszuloten und sie letztendlich auch mit Vehemenz einzureißen. Denn die Musik von GERM hat man in dieser Form noch nicht zu hören bekommen.
Auf "Wish" verbindet GERM einerseits seine schwarzmetallischen wurzeln mit fast schon poppig anmutendem Dark Rock und ambient-lastigen Soundscapes, die an JEAN-MICHEL JARRE erinnern. Das Ganze wird mit opulenten orchestralen Arrangements und (künstlichen) Chören garniert und das Ergebnis klingt einerseits völlig überspitzt und die Extreme auf fast schon groteske Art und Weise auslotend. Das wird besonders beim Gesang deutlich. Tim singt mit wirklich schöner Klarstimme geradezu betörende Gesangslinien, lässt in den härteren Momenten aber auch immer wieder sein wirklich derbes Gekreisch ertönen, was zwar ein krasser Kontrast zur Musik selber ist, aber auf wundersame Weise doch funktioniert. Die Songs bauen zumeist auf einfachen, aber wirkungsvollen Rhythmusmustern auf, die die Eingängigkeit zusätzlich unterstützen, gelegentliche Blast-Ausflüge dürfen aber auch nicht fehlen. Der sehr transparente, massive Sound passt perfekt zur Musik.
Schon der erste Song, überaus treffend mit "An Overdose On Cosmic Galaxy" betitelt, zeigt die komplette Bandbreite auf: eingängig beginnend, mit spacigen Keys unterlegt, gibt es herrliche Melodien zu bestaunen, der Übergang zum harschen Black Metal ist abrupt und doch fließend. Melancholische Melodien und wuchtige Chöre ertönen im weiteren Verlauf, der Song ist zehn Minuten lang. Das alles ist schon völlig over the top und man hängt gebannt und mit Staunen vor den Boxen. "Asteroid Of Sorrow" ist ähnlich aufgebaut, wobei der Song derber beginnt und sich danach erst weiter entwickelt und ein tolles Gitarrensolo erklingen lässt. "Oxygen", "Gravity" und "Infinity" sind rein elektronische Zwischenspiele, "Breathe In The Sulphur / A Light Meteor Shower" ist mit auffälligen Keyboardsounds, Doublebass-Attacken, derben Orchestrationen mit dunklen Gongs, Akustikeinsprengeseln und reduzierterem, rockigen Part ebenfalls enorm abwechslungsreich geraten. Die Songs an Position sechs und acht unterscheiden sich zwar im Aufbau von den anderen, ansonsten bleibt das grundsätzliche Schema gleich, was ein kleiner Kritikpunkt ist, denn nach den ersten vier Songs stellt sich ein gewisser Gewöhnungseffekt ein. Der am Schluss platzierte Titeltrack ist ein Klavieroutro.
FAZIT: "Wish" ist ein sehr ungewöhnliches Album, das so manchen in seiner Opulenz, in seiner ausladenenden und überzogenen Extravaganz und in seiner völligen Überspitzung abschrecken wird. Wer sich aber drauf einlassen kann, erlebt hier Extrem-Metal-Kitsch in seiner schönsten Form.
Punkte: 12/15Erschienen auf www.musikreviews.de am 27.06.2012
Germ, Lord Tim
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