Totale Finsternis senkt sich herab und überkommt Dich in dem Moment, in dem die ersten Sekunden von "Erset La Tari" erklingen. Dein Geist ist verwirrt - bist Du wach oder bist ist Du ohne Bewusstsein? Während sich tiefdunkle Soundscapes zusammenbrauen und Ansätze von Gitarrenspiel - es sind vage Andeutungen von Riffs - zu vernehmen sind, beginnst Du zu hoffen, dass dies alles nur ein Alptraum sei und keine Realität. Du bewegst Dich in der Dunkelheit, umgeben von maschinellen Geräuschen, die trotzdem lebendig scheinen, das sporadische keifende Geschrei gibt der schwelenden Befürchtung, dass Du hier nicht allein bist, Nahrung. Ist es Musik, die Du da hörst? Zumindest scheint ein gewisser Rhythmus vorzuherrschen, auch wenn kein Takt vorgeben wird. Doch dann schimmert dort in der Ferne etwas Helles und der Klang verändert sich. Du hörst Sprachfetzen und Flüstern und es scheint, als spiele jemand eine akustische Gitarre. Doch je näher Du kommst, desto dunkler wird es wieder und die Atmosphäre nimmt bedrohliche Züge an, als rituell anmutende Perkussion an Dein Ohr dringt und die jetzt deutlicher wahrzunehmende verzerrte Gitarre an den Nerven reißt. "Utuk Xul" ist der Soundtrack - mit Betonung auf Sound - zu Deinem Alptraum.
Wie schön die orientalische, aber irgendwie fiebrige Gitarre in "Bab Illu" doch ist, die so unerwartet und plötzlich aus der Dunkelheit erklingt. Ist er vorbei, der Alptraum oder ist es nur eine trügerische, lockende Schönheit, die Du zu hören glaubst? Nur kurz währt das Gefühl der Sicherheit, denn das dunkle Wabern und Rauschen von "Under The Trident Of Ramanu", das langsam lauter wird, klingt unheilvoll. Wie aus dem Nichts ist da plötzlich ein Lied, echte Musik zu hören. Doch es scheint, als stände eine Wand zwischen Dir und dem Ort, von dem die Musik kommt, denn das doomige Geriffe und die Drums sind dumpf und klingen entfernt. Stockfinster, so wie alles hier, ist auch die schlepende Musik, das Krächzen des Sängers ist beängstigend. Eine dezente Melodie und eine dämonische Stimme setzen jetzt ein und Du erkennst etwas, dass Dein gemartertes Gedächtnis als atmosphärischen, melancholischen Black Metal erkennt. Doch nach zehn Minuten ist es wieder vorbei und das kreischende Feedback der Gitarren und das Dröhnen wecken Deinen Fluchtinstinkt. Du drehst Dich herum und fängst an zu rennen, während hinter Dir in rhythmischem Getöse alles in sich zusammen fällt. Als sanftere Töne erklingen, merkst Du, dass Du aus Deinem Alptraum erwachst, schweißgebadet, aber am Leben.
FAZIT: Es ist wirklich ein akustischer Alptraum, den das russische Trio GOATPSALM auf "Erset La Tari" heraufbeschwört und zumindest interessant in Szene setzt. Wer mit pechschwarzem Ambient klar kommt, wird GOATPSALM lieben, für alle anderen ist das über weite Strecken nur schwer genießbar.
Punkte: 8/15Erschienen auf www.musikreviews.de am 27.06.2012
Morkh
Horth
Sadist
Aesthetic Death
45:36
24.02.2012