Donnerwetter, ist „Equilibrium“ tatsächlich schon das sechste Machwerk des New Jersey-Fünfers? Die Bandbiographie bestätigt es wissend und nachdrücklich mit dem Kopf nickend. Und in diesem Zuge muss man sich fragen, ob die Band es gemeistert hat, im heutigen Business noch relevant zu sein.
Denn wenn man mal ganz nüchtern an die musikalische Bandgeschichte herangeht, darf man feststellen, dass GOD FORBID im Grunde eine Zweite-Reihe-Kapelle ist, die von der Neo-Metalcore-Welle der frühpostmillenialen Ära mit nach oben gespült wurde und somit eher Nutznießer des Erfolges der „großen Brüder“ war. Viele Jahre später, wo sich die Spreu vom Weizen trennt, tun sich die Herrschaften schwer, Akzente zu setzen, denn ihr ohnehin begrenzter Ideenreichtum stagniert nun schon ein paar Alben lang, und da wirken die teilweise extremeren Fühlerausstreckungen in Richtung Echtmetall, Semi-Deathcore und Todesblei, manchmal sogar gen Kaugummicore, fast schon ein wenig verzweifelt.
Gerade der Opener dieses Longplayers, aber auch der nachfolgende Track „My Rebirth“ dokumentieren sehr deutlich, dass hier eine Band so langsam ins kreative Straucheln gerät, und da ist es etwas schade, dass die Truppe nicht häufiger mutige Wege wie im vierten Song „Scraping The Walls“ einschlägt, in welchem man einfach ganz locker Black Metal, Heavy Metal, Alternative, Mathe-Übungskurs und postale Einflüsse durcheinanderwirbelt und daraus einen kleinen Hit zaubert. Doch leider ertönen nach Hoffnungsschimmern immer wieder schlichtweg öde Nummern, bestehend aus Standardkost oder verkrampftem Wildern in angesagten Genres. Okay, wenn die Kollegen von DECIBEL hierin zu erkennen meinen, dass „GOD FORBIDs Hunger nach Innovation grenzenlos“ sei, bitteschön.
FAZIT: Gerade wenn GOD FORBID die Pole der Extreme miteinander verschmelzen lassen, wird es interessant, doch das geschieht auf „Equilibrium“ viel zu selten, sodass das Bein nicht aufgrund der schicken Rhythmen wippt, sondern wegen massiver Ungeduld. Vielleicht sollte man das Quintett einfach mal ein oder zwei Jahre von äußeren musikalischen Einflüssen isolieren. Denn es scheint ganz so, als ob GOD FORBID eine Revolution einläuten könnten, wenn sie nur konsequent genug mehr „sie selbst“ wären.
Punkte: 8/15Erschienen auf www.musikreviews.de am 08.04.2012
John Outcalt
Byron Davis, Doc Coyle
Doc Coyle, Matt Wicklund
Corey Pierce
Victory Records
53:54
30.03.2012