Mit einem Bandnamen wie GOLD provoziert man natürlich allerlei Wortspielchen. So ist hinlänglich bekannt, dass nicht alles Gold ist, was glänzt – doch hier liegt die Sache anders. Denn bei GOLD und ihrem Debütalbum "Interbellum" (der Begriff steht für die Zeit zwischen zwei Kriegen) glänzt nicht nur der Bandname sondern auch und besonders die Gitarren sowie der auffällige Gesang. Was nicht allzu verwunderlich ist, denn musikalischer Kopf der Niederländer ist Thomas Sciarone, ehemaliger Gitarrist von THE DEVIL'S BLOOD, der GOLD nach seinem dortigen Ausstieg ins Leben gerufen hat.
Gewisse Parallelen zu seiner Ex-Band sind bei seiner neuen Band nicht von der Hand zu weisen: auch hier steht eine Frau am Mikrofon, auch hier ist die Gitarrenmusik der 70er als wichtiger Einfluss nicht zu überhören. Dabei geht man allerdings weit weniger düster, gleichzeitig straighter und im Songwriting fokussierter zu Werke. Pop ist es natürlich nicht, aber im Allgemeinen ist die Musik von GOLD dank ihrer gewissen Leichtigkeit recht zugänglich. Dabei muss man jedoch mit dem Gesang von Milena Eva klar kommen, die ihre Stimme im Vergleich zur Vorabsingle zwar deutlich sicherer einsetzt, aber immer noch mit ungewöhnlichen Gesangslinien polarisiert. Als bestes Beispiel dient da sicherlich der 7‘‘-Song "Gone Under", eine schräge, markante Nummer mit bitterbösem Text. Zur Musik passt ihre Stimme aber prima, zumal GOLD dadurch auch einiges an Eigenständigkeit innehaben.
Den besonderen Reiz macht jedoch in erster Linie die Kombination aus sofort zündendem Songwriting und Sciarones Gitarrenspiel aus. Er vermag sein Instrument vielleicht nicht ganz so virtuos zu bedienen, wie die Ausnahmegitarristen Selim Lemouchi und Willem Verbuyst von VANDERBUYST (der "Interbellum" co-produziert hat), hat aber ebenfalls jede Menge Gefühl in den Fingern (man höre das akustische Intro von "Love, The Magician") und ebenso viel Gespür für tolle Akkordfolgen und rockende Riffs, aus denen er ausnahmslos gute bis sehr gute Songs ("Dreams", "Medicine Man") erschafft. Der absolute Höhepunkt ist dabei das abschließende "Ruby", das bedächtig und mit düsterer Atmosphäre beginnt und sich fulminant in einen psychedelischen Rausch steigert, um dann in tollen Soli aufzugehen. Dass "Interbellum" einen natürlichen, unverwaschenen Sound hat, dürfte klar sein.
FAZIT: GOLD führen die Tradition großer holländischer Rockbands der 70er mit Leidenschaft fort und liefern ein in jeder Hinsicht glänzendes Debüt ab, das einerseits schnell ins Ohr geht, dort aber nochmals Wachstumspotenzial offenbart. Je öfter man "Interbellum" hört, desto überzeugender ist es.
Punkte: 12/15Erschienen auf www.musikreviews.de am 07.12.2012
Harm Haverman
Milena Eva
Thomas Sciarone, Nick Polak
Igor Wouters
Ván / Soulfood
39:00
07.12.2012