Relevant sein ist eines der höheren Ziele einer Band. Relevant waren die H-BLOCKX in den 90ern, als sie mit "Risin' High" und "Move" sowie dem Album "Time To Move" aus dem Stand zu einer der erfolgreichsten Crossover-Kapellen des Landes aufstiegen. Der Höhenflug hielt ein paar Jahre an, danach flachte die Erfolgskurve jedoch leicht ab. Da die H-BLOCKX sich aber nicht auflösten und fleißig weiter Alben aufnahmen, gerieten sie nicht in Vergessenheit und mit "Leave Me Alone!" und "Countdown To Insanity" hatte man noch immer kleinere Hits.
Zwischen dem letzten Album "Open Letter To A Friend" und der neuen, siebten Scheibe "HBLX" zogen fünf weitere Jahre ins Land und es stellt sich die Frage, ob die H-BLOCKX im Jahre 2012 noch immer relevant sind. Der Käufer sagt klar "jein", denn "HBLX" landete in den deutschen Albumcharts auf Platz 31, was sicherlich nicht wirklich schlecht ist, bedenkt man aber, dass Thrasher wie KREATOR und TESTAMENT auf Platz 5 bzw. 4 eingestiegen sind, so ist Platz 31 sicherlich keine Offenbarung. Der Rezensent jedoch muss die Relevanz der H-BLOCKX anhand von "HBLX" recht deutlich verneinen.
Die elf Songs hierauf sind einerseits durch funkige und rappende Elemente eine leichte Rückbesinnung auf die Crossover-Anfangstage, andererseits die Orientierung am biederen Alternative Rock, der Leute anspricht, deren Musikgeschmack mit "eigentlich alles" gut umschrieben und de facto nicht vorhanden ist. "HBLX" ist ein Album, dass man zu so gut wie jeder Gelegenheit im Hintergrund laufen lassen kann, stören wird es kaum jemanden. Aufmerksamkeit erregt es aber auch bei niemandem. Höchstens dadurch, dass man bemerkt, dass es teilweise ganz schön nach aktuellen RED HOT CHILI PEPPERS klingt, was die H-BLOCKX hier abliefern. Wobei die Peppers ja mit ihrem inzwischen komplett am Mainstream ausgerichteten Sound auch keine wirkliche Relevanz mehr haben. Erschwerend kommt hinzu, dass die Songs auf "HBLX" über weite Strecken keinerlei Pfeffer im Arsch haben. Einen starken, prägnanten Rocker vermisst man, stattdessen muss man eierloses Geträller wie "I Want My Disco" (absoluter Tiefpunkt eines höhepunktarmen Albums) über sich ergehen lassen.
Darüber hinaus gibt es zwar keinen weiteren Abkacker, aber eben auch keine Songs, die einen wirklich mitreißen würden. Nummer-sicher-Songwriting fürs Radio oder das nette Bistro nebenan - aber nicht für Zuhause. Ein wirklich schlechtes Album ist "HBLX" zwar auch nicht, dafür entwickelt man beim Hören einfach zu wenig Abneigung gegen das Gehörte (womit man den inzwischen auch nicht mehr relevanten GUANO APES immerhin etwas voraus hat), aber wirklichen Spaß machen die H-BLOCKX im Jahre 2012 auch nicht mehr - zumal man sich fragt, was den Sound der Band heutzutage eigentlich ausmacht oder von anderen Bands abhebt. Viel findet man da nicht mehr.
FAZIT: Ein Album für Leute, die gerne Radio hören, die RED HOT CHILI PEPPERS immer noch super finden und die gerne mal zu Rock am Ring fahren (würden), das Wacken Open Air ist nämlich doch eine Nummer zu hart.
Punkte: 7/15Erschienen auf www.musikreviews.de am 13.08.2012
Stephan Hinz
Henning Wehland
Tim Humpe
Steffen Wilmking
Embassy Of Music / Warner / Zebralution
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25.05.2012